neues deutschland: Russischer Wissenschaftler: Westen und beachtlicher Teil der Elite wollen Putin stürzen, doch Bevölkerung fürchtet ukrainisches Szenario

Präsident Wladimir Putin versuche einen Kompromiss
mit den USA und der EU zu finden. „Doch die in Russland getroffenen
Entscheidungen gefallen den USA und der EU nicht. Man versucht, Putin
zu stürzen, obwohl er eine neoliberale Poilitik umsetzt“, erklärt der
russische Wissenschaftler Wassili Koltaschow. Auch ein „beachtlicher
Teil der herrschenden Elite“ wolle Putin absetzen, sagt der Leiter
des Zentrums für wirtschaftliche Forschungen im Moskauer Institut für
Globalisierung und soziale Bewegungen (IGSO) im Interview mit der in
Berlin erscheinenden Tageszeitung „neues deutschland“
(Donnerstagausgabe). „Doch die arbeitende Bevölkerung versteht, dass
Russland bei seinem Sturz ein ukrainisches Szenario droht“, stellt
Koltaschow fest. „Unter Putin ist das Lebensniveau in Russland stark
gestiegen. Millionen Menschen konnten die in der Jelzin-Zeit erlebte
furchtbare Armut hinter sich lassen.“

Für die Duma-Wahlen am 18. September 2016 schließt Koltaschow
nicht aus, dass Mitglieder und Abgeordnete der Partei „Einiges
Russland“ des Ministerpräsidenten Dmitri Medwedjew, dessen Kabinett
gescheitert sei, „einen Aufstand machen und ein aufständisches
Parlament gewählt wird“. Koltaschow bezeichnet den Kremlchef als „die
zentrale Figur eines schwierigen Systems von Kompromissen in der
Elite und zwischen den Klassen“ in Russland.

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