neues deutschland: Schützenhilfe für Dschihadisten – Kommentar zu den türkischen Angriffen auf Kurden in Nordsyrien

Der Islamische Staat ist noch nicht besiegt.
Womöglich mehrere Tausend verzweifelte und damit umso gefährlichere
Dschihadisten halten sich im letzten Kessel von Rojava verschanzt.
Die Kurden und ihre Verbündeten führen derzeit einen erbitterten und
hoffentlich auch letzten Kampf für dessen Befreiung. Leicht macht man
es ihnen nicht. Gleichzeitig zu einer Gegenoffensive des IS begann
die Türkei vor ein paar Tagen mit Bombardements kurdischer Stellungen
in Nordsyrien. Ob Ankara die lange angekündigte Invasion vorbereitet
oder nur das Möchtegern-Kalifat vorm Ende bewahren will, ist nicht
klar. Fest steht: Erdogan leistet Schützenhilfe für die Islamisten.
Offenbar willentlich und nicht zum ersten Mal.

Seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs unterstützt die Türkei
Dschihadisten. Ob unter dem Label Islamischer Staat, al-Nusra-Front
oder Freie Syrische Armee: Solange es gegen den syrischen Machthaber
Assad, vor allem aber gegen die Kurden geht, sind Waffen und Gelder
gewiss. Die Region wird durch diesen Kurs der Türkei destabilisiert.
Schon im Frühjahr musste die YPG ihren Kampf gegen den IS
unterbrechen. Ankara griff im Januar völkerrechtswidrig den
kurdischen Kanton Afrin an und hält ihn seitdem besetzt.

Genau wie damals herrscht auch jetzt internationales Schweigen.
Die USA, unzuverlässiger Verbündeter der Kurden, NATO-Partner der
Türkei, lavieren. Deutschland nimmt zwar gerne an Syrien-Konferenzen
teil, will aber Ankara nicht vergraulen. Und die Terrormilizen sind
erfreut.

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