Mit der Verschärfung der geplanten Reform des
Arbeitsrechts in Frankreich im Senat wächst der Protest der Gegner.
Für Dienstag rufen die Gewerkschaften und die Bewegung „Nuit Debout“
erneut zu Demonstrationen auf – trotz der laufenden
Fußballeuropameisterschaft. „Wenn ich zwischen der EM und meiner
Zukunft wählen muss, dann wähle ich meine Zukunft“, sagt der
Soziologe und Aktivist Hadrien Clouet im Interview mit der in Berlin
erscheinenden Tageszeitung „neues deutschland“ (Dienstagausgabe). Er
habe kein Problem damit, die EM zu sabotieren. „Wenn die Regierung
uns dazu drängt, bleibt uns keine andere Wahl. Es wird sich einfach
über das Parlament hinweggesetzt und ein Gesetz durchgedrückt, obwohl
es die Mehrheit der Franzosen ablehnt“, so Clouet.
Clouet ist Doktorand der Soziologie am Pariser Institut für
politische Studien Sciences Po. Der Arbeitsmarktexperte kritisiert
neben der geplanten Flexibilisierung der Arbeitszeit und der
Abschaffung der 35-Stunden-Woche auch das Zustandekommen der Reform.
„Das »El-Khomri-Gesetz« wurde allein von der Regierung geschrieben –
ohne Sozialpartner.“ Von der Veränderung des Arbeitsrechts wären fast
alle Arbeitnehmer in Frankreich betroffen. „Das erklärt, warum so
viele Franzosen die Streiks in Kauf nehmen und selbst auf die Straße
gehen“, meint Clouet.
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