Yücel Özdemir, der als Korrespondent der türkischen
Zeitung „Evrensel“ den Münchner NSU-Prozess verfolgt, bleibt von den
anhaltenden Demonstrationen in seiner Heimat nicht unberührt. Im
Interview mit der Tageszeitung „neues deutschland“ (Freitagausgabe)
fasst er die Meinung vieler Landsleute zusammen: „Viele glauben,
(Ministerpräsident) Erdogan könne in diesem Land nicht mehr allein
bestimmen, denn es gibt eine andere Mehrheit, die ihre Meinung auf
der Straße offen zum Ausdruck bringt. Wir wissen noch nicht, was
wird, aber klar ist, dass die türkische Regierung geschwächt ist.“
Özedemir stellt deutliche Meinungsunterschiede zwischen Recep Tayyip
Erdogan und Staatspräsident Abullah Gül fest. Jetzt habe sich
Vizepremier Bülent Arinc der Meinung Güls angeschlossen und den
Dialog mit den Protestierenden aufgenommen. Erdogan dagegen habe sich
bisher stur gestellt. Die Frage sei, was der Premier unternimmt, wenn
er am Donnerstagabend von seiner Nordafrika-Reise zurückkehrt. Einen
direkten Zusammenhang zwischen den Demonstrationen und dem
Kurdenproblem sieht Özdemir nicht, doch könne der Ausgang der
Proteste Einfluss auf den Friedensprozess haben.
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