neues deutschland: Verhandlungen zu Südsudan

Immerhin: Die beiden Streithähne Salva Kiir und
Riek Machar haben ihre Bereitschaft bekundet, sich im äthiopischen
Addis Abeba gemeinsam an den Verhandlungstisch zu setzen. Das ist
mehr als nichts, aber noch nicht viel. Denn dass die Kämpfe in
Südsudan ungeachtet dieser Bekundungen auch am Neujahrstag anhielten,
ist ein klares Indiz dafür, dass beide Parteien noch Fakten schaffen
wollen, bevor über ein Abkommen sinniert wird. Für die ab Donnerstag
angesetzten Gespräche ist freilich nicht gänzlich Pessimismus
angesagt: Die Geschichte der Dinka und Nuer, für die Kiir und Machar
stellvertretend stehen, ist nicht nur eine Geschichte kriegerischer
Auseinandersetzungen, sondern auch eine wiederkehrender Aussöhnungen.
Der Druck, sich auf einen neuen Formelkompromiss zu einigen, wie er
2011 in eine gemeinsame Regierung mündete, ist groß. Nicht zuletzt,
weil objektiv klar ist, dass keine Seite militärisch über die andere
obsiegen kann. Viel spricht dafür, dass in Addis Abeba ein
Formelkompromiss erreicht wird. Das Problem ist nur, dass
Formelkompromisse nicht genügen, um künftige gewalttätige
Auseinandersetzungen wenigstens unwahrscheinlicher zu machen. Dafür
bedürfte es einer Demobilisierung der entlang ethnischer Linien
zusammengesetzten Milizen und des Aufbaus eines integrierten
Sicherheitsapparates. So war der Plan im Friedensabkommen 2005.
Bleibt er weiter auf dem Papier, ist ein Rückfall immer nur eine
Frage der Zeit.

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