neues deutschland: Vom verseuchten Mais

Der Skandal um den verseuchten Futtermais hat sich
über das Wochenende ausgeweitet. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) bemüht sich derweil um Schadensbegrenzung in eigener
Sache. Sie warf den Herstellern Versagen bei der Eigenkontrolle vor.
Dabei fällt zweierlei auf: Erstens könnte sich Aigner selber Versagen
vorwerfen. Denn nach Pferdefleisch in Lebensmitteln und falschen
Bio-Eiern ist der vergammelte Futtermais der dritte
Lebensmittelskandal binnen kurzer Zeit und Aigner als
Verbraucherschutzministerin und oberste Lebensmittelhüterin politisch
verantwortlich dafür. Verbraucher künftig schneller informieren zu
wollen, wie am Freitag im Bundestag verabschiedet, hilft da wenig.
Denn meistens ist das verseuchte Essen schon im Umlauf. Zweitens ist
die Eigenkontrolle eine vertrackte Sache, die schwer einzuhalten ist.
Davon kann jeder Übergewichtige, der bemüht ist abzunehmen, und jeder
Raucher der versucht aufzuhören, ein Lied singen. Besonders groß wird
die Verführung aber für Unternehmen, wenn mit dem Regelverstoß bares
Geld zu machen ist. Vielleicht kann man wegen des Mais noch sagen:
»Wieso die Aufregung? Es ist bis jetzt keine verseuchte Milch
aufgetaucht.« Doch hinterlässt auch dieser Skandal wieder ein
beängstigendes Gefühl. Was soll man noch essen können, wenn
regelmäßig verunreinigte Lebensmittel auftauchen? Der Biss in eine
Bockwurst kommt einem da langsam wie Russisches Roulette vor, man
weiß ja nicht was drin ist.

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