Gustav Horn, wissenschaftlicher Direktor des
gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung, hält eine Einigung zwischen Griechenland und
seinen Gläubigern für notwendig und auch für durchaus möglich. Die
inhaltlichen Differenzen seien zuletzt nicht mehr allzu groß gewesen,
sagte der Wirtschaftswissenschaftler im Interview mit der
Tageszeitung „neues Deutschland“ (Donnerstagsausgabe). „Eines der
Haupthindernisse bei den Verhandlungen ist das wechselseitige
Misstrauen. Gerade in solchen Fällen ist die Hinzuziehung einer
dritten Person oder Instanz sehr hilfreich, um die Debatte wieder zu
versachlichen“, so Horn. Er schlägt deshalb ein Schlichtungsverfahren
vor, wie es in deutschen Tarifverhandlungen, selbst in aussichtslos
erscheinenden wie zuletzt bei der Deutschen Bahn, such bewährt habe.
Als Schlichter denkbar wäre die Führung der
Industrieländerorganisation OECD oder der UN-Arbeitsorganisation ILO.
Wie Horn weiter erklärte, würde er beim Referendum am kommenden
Sonntag in Griechenland mit Nein stimmen. „Es geht ja um einen
Vorschlag der Troika, der die Austeritätspolitik fortsetzt, ohne dass
es zu Schuldenerleichterungen oder Investitionsaktivitäten kommt. Aus
ökonomischen Gründen kann man einem solch einseitigen Vorschlag nicht
zustimmen.“
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1715