Neues Deutschland: zu den Beziehungen USA-Deutschland

Schon vor dem Merkel-Besuch in Washington tauchte
der deutsche Blätterwald tief in den Kaffeesatz ein. Viel wurde
gemutmaßt über ein gestörtes persönliches Verhältnis zwischen
Kanzlerin und Präsident. Kann er ihr (wieder) vertrauen? Ist nach
Obamas Verbannung an die Berliner Siegessäule bei seiner
Wahlkampf-Rede 2008 der letzte Frust verflogen? Nach Analyse des
Menüs beim Abendessen wurde dies mehrheitlich mit Ja beantwortet: Für
Merkel gab–s Wildlachs mit Frühlingszwiebeln, wohingegen Russlands
Medwedjew 2010 mit Cheeseburger und Pommes abgespeist wurde. Wer die
deutsche Stimmenthaltung bei der UN-Libyen-Resolution zum
atlantischen Grabenbruch erklärt hatte, ist in Erklärungsnot.
Vielleicht ist alles aber viel schlichter. Die Merkel- wie die
Obama-Regierung hatten wenig Interesse, sich am von Sarkozy
losgetretenen Krieg zu beteiligen, ohne dies aber so klar sagen zu
wollen. Die USA stecken in Billionendefiziten und scheuen einen
weiteren teuren Waffengang; und Merkel weiß, dass Kriege hier
erfreulicherweise noch immer unpopulär sind, wofür sich zwar eine
gefühlte Mehrheit der deutschen Medien, nicht aber der Menschen
schämt. Dafür soll Berlin als »Strafe« nun einen Gutteil des
»Wiederaufbaus« zahlen und – das war wohl die gestrige Botschaft in
Sachen Libyen – den wird es wohl auch geben. Inklusive lukrativer
Aufträge für deutsche Unternehmen.

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