»Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und
den Menschen…«, so beginnt der erste Satz unserer
Grundgesetzpräambel. Weil »unser Gott« und das christliche
Menschenbild uns leiten, leben wir in Freiheit, Demokratie und mit
Menschenrechten. Was generell – aber derzeit vor allem gegenüber
Kairo – zu beweisen wäre. Doch kaum richtet sich der Blick auf die
arabische Welt und den dort gesetzten Gott, schon wird kollektives
Pflichtzittern vor Islamismus erzeugt. Man pflegt das Vorurteil,
mehrheitlich muslimisch besiedelte, islamgeprägte Länder seien
demokratieunfähig. Mit Waffen und Wegsehen stützte auch Deutschland
Mubaraks Diktatur, um unsere (angebliche) Freiheit zu verteidigen –
am Suez-Kanal, auf dem der Lebenssaft des Westens in profitable
Raffinerien schwimmt. Mubarak am Ende, die traditionelle
Geostrategie wankt. Kaum aber verlangen Nordafrikas Völker
Menschenrechte, schon orten einige die Bin-Laden-Air-Force im Anflug
auf Türme westlicher Lebensart. Statt mit diplomatischer Macht zu
versuchen, durch freie Wahlen neue Wege partnerschaftlicher Politik
zu ebnen, klebt man – selbstverblendet – Muslimbruder-Etiketten.
Aufbegehrende Völker sind nicht das Problem. Sie könnten Teil der
Lösung sein, haben ein Recht auf Solidarität. Wer die verweigert und
Mubarak hält, provoziert Radikalisierung. Eine so entstehende neue
Diktatur dürfte in der Tat nicht »unserem Gott« gefällig sein.
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