Große Koalition abgewählt¶ Berlin ist nicht 
Mecklenburg-Vorpommern. So war es im Vorfeld der Berliner 
Abgeordnetenhauswahl zu hören. Es stimmt: Anders als im Nordosten 
wurde die Große Koalition aus SPD und CDU abgewählt. Beide ehemaligen
Volksparteien verlieren deutlich. Zusammen haben sie keine Mehrheit 
mehr. Dass der nächste Regierende Bürgermeister in der Hauptstadt 
aller Wahrscheinlichkeit nach dennoch Michael Müller heißen wird, 
liegt daran, dass der Sozialdemokrat wohlweislich vorgebaut hat. 
Seine Wunschkoalition mit den Grünen hat zwar wohl keine eigene 
Mehrheit, aber die Linkspartei stünde als dritte Kraft des 
Mitte-Links-Lagers bereit, um das erste rot-grün-rote Bündnis auf 
Landesebene zu schmieden. Die Erwartungen an ein solches Projekt 
wären indes hoch. Nichts weniger erwarten die Berliner als das 
Stemmen der sozial-ökologischen Wende sowie massive Investitionen in 
die Infrastruktur der in vielen Bereichen heruntergewirtschafteten 
Stadt. Außerdem wollen sie einen anderen Regierungsstil und keinen 
Dauerstreit mehr. Immerhin finanziell gibt es – anders als 2001 – ein
bisschen Spielraum, um eine soziale und ökologische Politik auch zu 
gestalten. Sollte tatsächlich ein Mitte-Links-Senat gebildet werden, 
stünde dieser einem rechten Block gegenüber. Zwar sind die 
Rechtspopulisten nicht so stark wie vor zwei Wochen geworden, aber 
ins Parlament sind sie auch im weltoffenen Berlin gekommen. Das muss 
allen zu denken geben
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