Neues Deutschland: zur Debatte um Sarrazin

Zuletzt hat Thilo Sarrazin auch nicht mehr genützt,
öffentlich einen »Riesenunfug«, eine Dummheit und einen Blackout
eingeräumt zu haben. Er, der schließlich nicht zum ersten Mal mit
provokanten wie menschenverachtenden Äußerungen zu Muslimen in
Deutschland für heftige Debatten sorgt, hat diesmal den Bogen
überspannt. Nachdem er sichtlich genossen hatte, mit seinen
rassistischen Vorbehalten wie wissenschaftlich unhaltbaren Ausflügen
in die Intelligenzforschung und die Genetik von Talkshow zu Talkshow
weitergereicht zu werden und Werbung für seine zwischen zwei
Buchdeckel geklemmten Untergangsszenarien für die Deutschen machen zu
können, wird Sarrazin nun aus den Tempeln der Bundesbank gejagt.
Sein Buch aber wird sich vermutlich weiter glänzend verkaufen. Denn
dass Sarrazin mit seinen Thesen zu den mangelnden
Integrationsbemühungen der Muslime und der mangelnden deutschen
Wehrhaftigkeit dagegen wahrlich nicht allein auf weiter Flur dasteht,
ist kein Geheimnis. Die latente Fremdenfeindlichkeit in diesem Land
gehört längst nicht nur zu ein paar tumben Kleingeistern. Dass die
herrschende Politik dies forciert, indem eben nicht die Defizite bei
der Integration abgebaut, sondern mit diverser Sparpolitik vertieft
werden, haben alle, die sich über Sarrazin aufregten, nur am Rande
thematisiert. Vermutlich wird derlei Unbehagen mit ihm in der
Versenkung verschwinden. Bis zum nächsten Aufreger.

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