Zyniker könnten nach dem verheerenden Erdbeben
sagen: Wenn schon Atomkraftwerke, dann japanische. Da gehen selbst
bei so einer Extremkatastrophe nur zwei kaputt. Doch so idyllisch ist
es natürlich nicht. 11 der 18 AKW des ostasiatischen Staates wurden
abgeschaltet. Keiner weiß so ganz genau, wie nach dem Ausfall von
großen Teilen der Stromversorgung die Notkühlung dieser Kraftwerke
läuft. Bei den beiden Kraftwerken, die am nächsten zum Epizentrum
stehen, ist auch unklar, ob das Kühlsystem überhaupt noch intakt ist.
Klar ist nach dieser Naturkatastrophe nur eines: Gefährliche
Großtechnologien lassen sich nur begrenzt sicher kontrollieren. Das
gilt freilich nicht nur für Atomkraftwerke, sondern auch für
Chemieanlagen, von denen in Japan auch etliche schwer beschädigt
wurden. Und es gilt nicht nur für Japan. Auch wenn in Deutschland
Beben dieser Stärke ziemlich unwahrscheinlich sind, müssen sich
Wirtschaft und Politik doch die Frage stellen lassen, warum sowohl
die Großchemie als auch die Energieversorger ihre riskanten Anlagen
ausgerechnet im Bereich des hierzulande am stärksten von Erdbeben
bedrohten Rheingrabens errichtet haben. Zumal diese – anders als in
Japan – keineswegs erdbebensicher konzipiert und gebaut wurden. Statt
der schwarz-gelben Laufzeitverlängerung ist Abschaltung angesagt.
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