Wohlfahrtsverbände in Portugal berichten von
zunehmender Not und Hunger. Die Arbeitslosigkeit liegt inzwischen bei
über elf Prozent. Die Folgen der rigiden Sparprogramme bekommen
diejenigen zu spüren, die am wenigsten für die Schuldenkrise im
ärmsten Land Westeuropas können. Und von den erwarteten
EU-Hilfskrediten haben sie ebenfalls nichts Positives zu erwarten –
sie werden nur in Verbindung mit weiteren harten sozialen
Einschnitten zu haben sein. Portugal ist zum Opfer einer massiven
Spekulation geworden, die von den unverantwortlich agierenden
Ratingagenturen erst richtig angefacht wurde. Zocker konnten gleich
doppelt abkassieren: zunächst mit Wetten auf den Kursverfall der
Staatsanleihen und dann mit den extrem hohen Zinsen auf neue
Anleihen, deren Bedienung künftig mit Hilfe des Rettungsschirms
garantiert wird. Es ist nun wirklich offensichtlich, dass das
Krisenmanagement der EU nicht greift. Griechenland ist trotz der
Hilfskredite in erneute Turbulenzen geraten. Und Portugal wurde in
eine Finanzklemme getrieben, obwohl das Land nie unseriös
gewirtschaftet und auch keine stürzenden Banken mit Megasummen
gerettet hat. Es braucht nicht gewaltige Hilfspakete mit rigiden
Sparauflagen, sondern ein stabil niedriges Zinsniveau, das Zocken
unmöglich machen würde. Nur dann gäbe es auch eine wirtschaftliche
Perspektive für das Land – Voraussetzung wiederum für einen Abbau der
sich verschärfenden Armut.
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