Neues Deutschland: zur Reform der Bundeswehr

Die Bundeswehr steht vor der tiefgreifendsten
Reform ihrer 55-jährigen Geschichte. Minister zu Guttenberg haut die
Pappkameraden raus und will die Truppe zu einer weltweit effizient
einsetzbaren Armee formen. Seine Logik gibt ihm Recht, denn der
schwerfällige Organismus Bundeswehr hat noch immer nicht akzeptiert,
dass es keinen Sowjetsoldaten mehr gibt, dem man das Picknick am
Atlantik verwehren muss. Keine Frage, dass der Weg hin zu einer
noch besser gedrillten Interventionsarmee nicht alternativlos ist.
Angeblich soll die Reform jedoch auch Steuergeld sparen helfen. Ist
das so? Rüstungsfirmen fürchten um Aufträge, Beschäftigte um ihre
Jobs. Kommunen zittern. Es werden Standorte geschlossen. Vielleicht
ja auch Wittmund. Hier siedelt seit über fünf Jahrzehnten das 71er
Jagdgeschwader. Werden die schrottreifen Phantoms nun wirklich von
Eurofightern ersetzt? Sicherheitspolitisch wäre die Schließung auch
dieser Basis so zu begrüßen wie die Abschaffung der Wehrpflicht. Was
aber ist mit denen, die der Stützpunkt ernährt? Ganze Gewerke leben
vom Militär. Es ist der mit Abstand größte Arbeitgeber. 60 Millionen
Euro Lohn schüttet der Fliegerhorst pro Jahr über Ostfriesland aus.
Ziehen die Soldaten ab, braucht die Region – wie jede andere von
Guttenberg reformierte – Hilfe. Doch die hat man wieder einmal nicht
mitgeplant. So wird das, was angeblich Geld sparen soll, für viele
verdammt teuer.

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