
   Er wechselte häufig Wohnsitz und Stil, zeichnete gegen die Nazis 
an und zählte neben Dix und Kandinsky zu den Vertretern der Neuen 
Sachlichkeit: der Maler Richard Ziegler (1891-1992). Seinem Leben und
Werk widmet sich das neue offizielle Internetportal 
www.richardziegler.de, das am Mittwoch in Calw im Beisein seiner 
Tochter Cornelia der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
   Erst vor wenigen Jahren sorgte ein Ziegler-Werk für Furore in der 
Kunstwelt. Sein Gemälde „Die Polizei“ – entstanden im pulsierenden 
Berlin der Zwanziger Jahre – erbrachte 2010 ein spektakuläres 
Auktionsergebnis von mehr als 800.000 Dollar. Dem in der Kunstwelt 
hoch geachteten Maler, Zeichner und Grafiker nun auch ein digitales 
Denkmal zu setzen, dafür sahen die Verantwortlichen der Sparkasse 
Pforzheim Calw die Zeit überreif. Mit 200 Werken verfügt die 
Sparkasse über die größte Privatsammlung Zieglers.
   Das neue Internetportal ermöglicht es einzutauchen in die Welt des
Richard Ziegler, mit all den Facetten seines vielfältigen, 6000 
Bilder umfassenden Gesamtwerks, das der Künstler selbst unter das 
Motto „Die menschliche Komödie“ stellte. Die Nutzer erfahren in Wort,
Bild und auch Bewegtbild alles über die Stationen seines Lebens – von
den ersten künstlerischen Gehversuchen des Spätberufenen mit bald 
dreißig, über sein Wirken in der „Novembergruppe“, seine Zeit im 
damaligen Jugoslawien und Mallorca bis hin zu seiner Rückkehr nach 
Deutschland und seinen letzten Jahren in Pforzheim und Calw.
DAS LEBEN RICHARD ZIEGLERS
   Richard Ziegler wird am 3. Mai 1891 in Pforzheim geboren. Er 
besucht dort das Gymnasium, geht anschließend für ein Jahr nach 
Großbritannien und studiert dann Philologie in Genf, Greifswald und 
Heidelberg. An eine künstlerische Laufbahn ist all die Jahre nicht zu
denken. Erst jetzt, nach der Promovierung im Jahr 1919, fasst er im 
Alter von 28 Jahren den Beschluss, Maler zu werden.
   Schnell dringt er, der immer Autodidakt bleiben wird, in den 
Zirkel der einflussreichen Künstler vor. 1925 lässt er sich in Berlin
nieder und stellt ab 1926 mit der rebellischen „Novembergruppe“ aus, 
deren Namen eine Verbindung zur russischen Novemberrevolution von 
1918 knüpft. Ziegler heiratet Mathilde Rosenthal, eine Verwandten des
Künstlers Max Liebermann. Eine Ehe, die nur drei Jahre halten soll.
   Anfang der Dreißiger gerät Ziegler mit dem aufstrebenden NS-Regime
in Konflikt. Als erklärter Gegner der Nationalsozialisten emigriert 
er mit seiner jüdischen Verlobten und späteren zweiten Ehefrau Edith 
Lendt nach Jugoslawien auf die Insel Korcula und von dort nach 
England. Seine Abscheu vor der politischen Entwicklung in Deutschland
verarbeitet er künstlerisch. In dieser Zeit entstehen Karikaturen von
Nazi-Größen. 1940 erscheint in London ein Buch mit einer Auswahl von 
Zeichnungen unter dem Titel „We Make History“. Für die 
Veröffentlichung wählt er das Pseudonym „Robert Ziller“, um seine 
Verwandten in Deutschland nicht zu gefährden.
   Kontakt nach Deutschland hält Richard Ziegler während des Zweiten 
Weltkriegs über den Schriftsteller – und Maler – Hermann Hesse. 1948 
begegnen sich die beiden Männer in Baden in der Schweiz von Angesicht
zu Angesicht. Ziegler ist angetan von dem Nobelpreisträger, fühlt 
sich ihm menschlich nahe, wie er in seinem Tagebuch notiert.
   Ab 1937 bis zum Kriegsende lebt er in England und übersiedelt 1963
nach Mallorca. Erst im hohen Alter kehrt er 1989 zurück in seine 
Heimat, nach Pforzheim. Dort stirbt er am 23. Februar 1992 – knapp 
zwei Monate vor seinem 101 Geburtstag. Beerdigt wird er aber in Calw,
wo er ab 1962 jährlich weilte, um zu arbeiten und wo er häufig seine 
Bilder zeigte. 1982 gründete er in Calw, der Hessestadt, die 
Richard-Ziegler-Stiftung, der er einen großen Teil seines Werkes 
hinterließ.
   Richard Ziegler wird zu den wichtigen Künstlern zwischen 
„Expressionismus“ und „Neuer Sachlichkeit“ gezählt. Und auch sein 
Spätwerk, das dem „Expressiven Realismus“ zugerechnet wird, findet 
große Beachtung.
   Sein Leben und Schaffen findet sich nun vollständig dokumentiert 
auf dem neuen Internetportal www.richardziegler.de. Unter anderem 
solle auch die junge Generation so einen Zugang zu Richard Ziegler 
bekommen, sagte Stephan Scholl, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse 
Pforzheim Calw. Ein Vorhaben, dass die Familie Ziegler voll 
unterstützt. Sichtlich gerührt dankte Zieglers Tochter Cornelia allen
Beteiligten für die Erinnerung an ihren Vater. Zumal einige der 
Mitinitiatoren, wie Heiko Rogge, der sämtliche Texte verfasste, und 
Jürgen Sautter von der Sparkasse, langjährige Freunde gewesen seien 
und ihn gut gekannt hätten.
DIE RICHARD-ZIEGLER-STIFTUNG
   Die Richard-Ziegler-Stiftung, rechtlich unselbstständige Stiftung 
bei der Stadt Calw, wurde 1982 gegründet. Richard Ziegler brachte 
große Teile seines umfangreichen künstlerischen Werkes in diese 
Stiftung ein, um es vor Zersplitterung zu schützen.
   Die Werkauswahl, die Ziegler gemeinsam mit Heiko Rogge traf, 
belegt typische Stationen seiner künstlerischen Entwicklung in allen 
vom Künstler angewandten Mal-, Zeichen- und Drucktechniken. „Aufgabe 
der Stiftung soll es sein, das Werk zu bewahren, es Interessierten 
zugänglich und in der Öffentlichkeit bekannt zu machen.“ Im 
Stiftungsvertrag verpflichtet sich die Stadt weiter, das 
„eingebrachte Werk (…) in angemessener Weise auszustellen. In 
ausschließlich Richard Zieglers Arbeiten bestimmten Räumen in dem 
künftigen –Bürgerhaus– wird die Sammlung in einer ständigen 
Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darüber hinaus 
werden Sonderausstellungen veranstaltet.“ Bereits 1983 eröffnete die 
Stadt Calw die „Richard-Ziegler-Galerie,“ die 1987 zur „Galerie der 
Stadt Calw“ erweitert wurde, seit 2002 aber in dieser Form nicht mehr
existiert.
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