Die Region Brandenburg-Berlin hat sich in der
Zeit von 2007 bis 2010 wirtschaftlich besonders gut entwickelt.
Baden-Württemberg ist hart von der Krise getroffen und deshalb
Schlusslicht im Dynamikvergleich des neunten Bundesländerrankings der
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der
WirtschaftsWoche (WiWo), das heute in Berlin vorgestellt wurde. In
der Betrachtung des absoluten Niveaus gehört das Ländle dennoch zu
einer Spitzengruppe von drei Bundesländern, die den von
Wissenschaftlern erstellten Vergleich anführen. Niveausieger 2011 ist
Bayern, auf Platz 2 folgt Baden-Württemberg, das Hamburg auf
Niveauplatz 3 verweist.
Rund hundert Indikatoren gehen in den Bundesländervergleich ein –
zum Beispiel BIP und Produktivität, Arbeitslosenquote und
Jobversorgung, Hochqualifizierte, sowie unter dem Aspekt der
Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch die Kitabetreuungsquote.
„Krachledern gesund“, so INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr,
präsentiert sich nach der Krise Niveausieger Bayern. Bayern zeige
sich innovativ – mit 104 Patenten je 100.000 Einwohner müsse der
Freistaat nur Baden-Württemberg den Vortritt lassen. Bayern punktet
bei der Sicherheit (die wenigsten gemeldeten Straftaten) und mit der
niedrigsten ALG II-Quote. Und, so Pellengahr: „Mit einer
Arbeitslosigkeit von 4,5 Prozent hat der Süden schon weitgehend das
erreicht, was wir uns für alle wünschen: Vollbeschäftigung. Diese
Entwicklung trägt in Bayern vor allem eine hochmoderne und
exportstarke Industrie.“ Der Dynamikvergleich zeigt auch, dass Bayern
besser aus der Krise gekommen ist als Baden-Württemberg. Der
Freistaat kommt hier auf Rang 11, das Ländle belegt dagegen nur den
letzten Platz.
Baden-Württemberg ist von den Exporteinbrüchen der Jahre 2008 und
2009 wegen seiner Spezialisierung auf Fahrzeug- und Maschinenbau
besonders getroffen worden. Bayern ist durch seinen Branchenmix
krisenresistenter. Der Freistaat verfügt auch über Bio- und
Medizintechnik sowie Logistik am Flughafen München und
wissensintensive Dienstleistungen.
Trotz Dynamikabsturz behauptete Baden-Württemberg seinen zweiten
Niveauplatz. Bei vielen wichtigen Niveauwerten ist das Land vorn.
Rang 2 bei der Arbeitslosenquote und der Jobversorgung, in Relation
zur Einwohnerzahl die meisten Patente. „Die Fahrzeugindustrie ist im
Ländle noch stärker als in Bayern Wohlstands- und
Beschäftigungsmotor. Wer Baden-Württemberg auf dem Wachstumspfad
halten will, muss mehr statt weniger Autos auf die Straße bringen“,
so INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr.
Hamburg belegt Niveau-Rang 3 und ist mit Platz 7 im
Dynamikvergleich das dynamischste alte Bundesland. Die Hansestadt
punktet als Dienstleistungs- und Medienstandort mit den meisten
Unternehmenszentralen bundesweit. Zudem zeigt sich der Stadtstaat von
den krisenbedingten Umschlagseinbrüchen in seinem Hafen
unbeeindruckt.
„Hamburg hat den Strukturwandel bewältigt“, so WiWo-Vize Henning
Krumrey: „Die Hafenstadt straft all jene Lügen, die den Erfolg des
Südens und Südwestens schicksalsergeben als Süd-Nordgefälle
darstellen wollen.“
„Im Dynamikvergleich fällt auf, dass alle Ost-Bundesländer wie
bereits im Vorjahr vorn sind – die Aufwärtsentwicklung Ost hat sich
damit zu einem stabilen Trend entwickelt“, so Krumrey weiter.
Gleichwohl zeige die Niveaubetrachtung, dass es bei der
Wirtschaftsleistung Ost noch deutliche Rückstände gibt. Alle fünf
neuen Länder liegen noch hinter den West-Bundesländern. Dies gilt
auch für die Verfügbaren Einkommen.
Der Osten braucht mehr Gewerbe und Industrie, um die Chance auf
gleiche Lebensverhältnisse und weitere Verbesserungen am Arbeitsmarkt
zu wahren. Zeitdruck ist hier gegeben, weil die Höchstfördersätze der
EU-Strukturförderungen in vielen Regionen Ostdeutschlands bald
auslaufen. „Dann“, so Henning Krumrey, „muss der Standort aus sich
heraus für neue Investoren attraktiv sein“.
Besonders dynamisch präsentierte sich die Region
Brandenburg-Berlin. Dynamiksieger Brandenburg profitiert dabei zum
einen vom rapiden Aufschwung Berlins. Das Land hat aber rund um
Potsdam auch eigene Highlights zu bieten – zum Beispiel
Biotechnik-Unternehmen und das Hasso-Plattner-Institut. Ein weiterer
Treiber der Aufwärtsentwicklung ist das Projekt Großflughafen
Berlin-Brandenburg. Brandenburg punktete vor allem auch am
Arbeitsmarkt. Nirgendwo besserte sich in den Jahren 2007 bis 2010 die
Jobversorgung so stark wie hier.
Berlin ist nun auch wirtschaftlich auf dem Weg zur Weltstadt. Die
Wirtschaftsleistung wuchs von 2007 bis 2010 um sechs Prozent – so
stark wie in keinem anderen Bundesland. Nirgendwo stieg die
Exportquote so stark. Auch die Zahl der Erwerbstätigen wuchs hier so
stark wie nirgendwo sonst. Gleichwohl zeigen die Arbeitsmarktdaten,
dass der Aufschwung des neuen Berlins bei vielen nicht ankommt.
Zusätzlich zum Bundesländerranking 2011 veröffentlichen INSM und WiWo
einen Jobchancen-Index. Dabei geht es um die Frage, welche
Bundesländer nach der Krise Vorreiter auf dem Pfad in Richtung
Vollbeschäftigung sind – und welche nicht. Für diesen Index haben
Wissenschaftler die Mai-Quoten der Arbeitslosigkeit, der
Jugendarbeitslosigkeit, der Altersarbeitslosigkeit sowie die
Entwicklung der Arbeitslosigkeit eines Landes gegenüber dem Vorjahr
untersucht. Zudem geht in diesen Jobchancen-Index ein, wie viel
Arbeitslose in einem Bundesland auf eine von den Unternehmen
angebotene offene Stelle kommen und wie sich diese Relation gegenüber
dem Mai 2010 verändert hat.
In Bayern, Baden-Württemberg und im Saarland sind die Jobchancen
derzeit am besten. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin
sind sie relativ betrachtet am schlechtesten.
Hubertus Pellengahr: „Gerade das Abschneiden Berlins in diesem
Jobchancen-Index zeigt, wie wichtig es ist, auch Problemgruppen am
Arbeitsmarkt wieder an Beschäftigung heranzuführen. Im Aufschwung,
der auch den Arbeitsmarkt erfasst hat, ist jetzt Gelegenheit dazu.
Unabhängig davon, wer neues Stadtoberhaupt von Berlin wird: Das ist
die große Herausforderung für die neue Amtsperiode. Das gilt ein
Stück weit für alle, die in der Politik bundesweit Verantwortung
tragen. Der Pfad zur Vollbeschäftigung steht offen. Wir müssen ihn
nur beschreiten.“
Alle Ergebnisse der Studie sowie detaillierte
Stärken-Schwächen-Profile aller Bundesländer im Internet unter
www.bundeslaenderranking.de und www.wiwo.de .
Pressekontakt:
INSM:
Marc Feist, Tel.: (030) 27877 175,
E-Mail: feist@insm.de
WirtschaftsWoche:
Konrad Fischer, Tel.: 0211/ 88797 2118,
E-Mail: konrad.fischer@wiwo.de