Bahn-Chef Grube verspricht deutlich mehr Service
durch Digitalisierung
Verspätungs-App in Arbeit – Bald keine „umgekehrte
Wagenreihenfolge“ mehr – Sensoren melden demnächst Weichenstörung
Osnabrück. Die Deutsche Bahn verspricht Reisenden deutlich mehr
Service. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“
(Freitag) kündigte Vorstandsvorsitzender Rüdiger Grube an, dass
beispielsweise die Einfahrt der Wagen in umgekehrter Reihenfolge in
Bahnhöfe schon bald der Vergangenheit angehören werde. Grund seien
Investitionen in die Digitalisierung. Auch Defekte an Weichen würden
künftig schon im Vorfeld erkannt und Ausfälle so verhindert werden,
sagte der Bahn-Chef.
„Mit speziellen Sensoren für unsere 70.000 Weichen können wir
demnächst schon frühzeitig etwa durch erhöhten Stromverbrauch
erkennen, dass sich eine Störung anbahnt“, erläuterte Grube. „Unser
Wartungsteam ist dann schon vor Ort, bevor es hakt. So erhöhen wir
die Verfügbarkeit der technischen Anlagen und verhindern höhere
Kosten, Zugausfälle, Verspätungen.“ Auch arbeite die Bahn mit großem
finanziellen Aufwand daran, die Informationen für Reisende zu
verbessern. Grube kündigte eine Anwendung für Smartphones (App) an,
„die präzise darüber informiert, wann ein gebuchter Zug einfährt. Bei
Verspätungen muss dann niemand mehr am zugigen Bahnsteig warten.“
Nach der internationalen Expansion der Vorjahre lege die Bahn
ihren Fokus nunmehr wieder auf den Heimatmarkt, sagte der
Vorstandsvorsitzende. „Es ist ja schön und wichtig, dass wir mit
unseren Auslandsaktivitäten erfolgreich sind, aber unsere ganze
Konzentration gilt jetzt dem Eisenbahngeschäft in Deutschland“, sagte
Grube. „Da muss unser Schwerpunkt sein. Dafür muss jeder unserer
Mitarbeiter Verantwortung übernehmen.“ Die Bahn habe gerade die
größte Investitionsoffensive in ihrer Geschichte und das Programm
„Zukunft Bahn“ gestartet. „Ja, Qualität kostet Geld, aber
Nicht-Qualität kostet Kunden“, sagte Grube.
Sorgen, dass ältere Fahrgäste durch neue digitale Service-Angebote
ausgegrenzt würden, hat Grube nicht. „Mehr als die Hälfte aller
Buchungen im Fernverkehr findet bereits online statt“, sagte er. „Und
von wegen, das sind nur junge Leute: Das Durchschnittsalter der
Online-Bucher liegt bei 47 Jahren. Einfachheit, Schnelligkeit und
Kundenorientierung wollen Menschen jeden Alters“, fügte der Bahn-Chef
hinzu.
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„Made in Germany“: Grube warnt vor Verlust deutscher Stärken
Bahn-Chef wirbt für Bedeutung von Rechts- und Planungssicherheit
für Investitionen – „Deutsches Erbe hegen und pflegen“
Osnabrück. Bahn-Chef Rüdiger Grube hat eindringlich vor einer
Schwächung des Standorts Deutschland gewarnt, falls Rechts- und
Planungssicherheit für Investitionen schwinden würden. In einem
Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitag) sagte der
Vorstandsvorsitzende vor dem Hintergrund der Erfahrungen der Bahn mit
dem Großprojekt Stuttgart 21, er habe bei seiner Arbeit in China den
Wert dessen erlebt, was in Deutschland eine Selbstverständlichkeit
sei: Rechts- und Planungssicherheit. „Wenn wir als Standort weiterhin
wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir diese spezifischen
deutschen Standards und Werte erhalten“, sagte Grube. „Made in
Germany“ sei viel mehr als das Siegel auf einer Maschine. „Dahinter
steht eine Einstellung, ein gesellschaftliches Grundverständnis, eine
Verlässlichkeit, die rechtlich abgesichert ist. Für diese Werte haben
inzwischen mehrere Generationen vor uns gearbeitet. Dieses Erbe
müssen wir in Deutschland hegen und pflegen“, sprach sich Grube gegen
politische und populistische Willkür in Planungsprozessen aus.
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