Bankenverband befürchtet Wettbewerbsverzerrung
durch EZB-Anleihenkäufe
„Große Unternehmen werden begünstigt“ – Kemmer sieht Gefahr für
Stabilität der Wirtschaft
Osnabrück. Der Bundesverband deutscher Banken sieht den Ankauf von
Unternehmensanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB) äußerst
kritisch. „Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Wettbewerb“,
sagte Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“ (Mittwoch). Große Unternehmen mit direktem
Kapitalmarktzugang, die ohnehin schon sehr gute
Finanzierungskonditionen hätten, würden von der EZB begünstigt.
„Kleine und mittlere Unternehmen gehen dagegen leer aus“,
beanstandete Kemmer, dessen Verband mehr als 200 Banken vertritt.
„Völlig offen“ sei zudem die Frage, wie die großen Unternehmen mit
den extrem günstigen Finanzierungsmöglichkeiten umgingen. Ähnlich wie
bereits beim Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB könnten auch die
Käufe von Unternehmensanleihen zu Preisverzerrungen und einer
künstlichen Marktknappheit führen. Es sei aber auch nicht
auszuschließen, dass das billige Geld im übermäßigen Umfang für
Aktienrückkaufprogramme genutzt werde, meinte Kemmer. Dies, wie auch
überteuerte und mit Fremdkapital finanzierte Unternehmensübernahmen,
könne die finanzielle Stabilität von Wirtschaft und Unternehmen
erheblich belasten.
Mit dem Programm wollen die EZB-Währungshüter der Privatwirtschaft
mehr Geld verschaffen und sie so zu Investitionen anregen. Schon
jetzt gibt die EZB jeden Monat Milliarden aus, um Staatsanleihen zu
kaufen. Zuletzt wurde die Summe von 60 auf 80 Milliarden Euro erhöht.
Ein Teil des zusätzlichen Geldes ist für den Kauf der
Unternehmensanleihen vorgesehen.
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