Bauernpräsident drängt auf Ende der
Russland-Sanktionen
Rukwied: Boykott Schuld an schlimmer Lage der deutschen Landwirte
– Halbierung des Einkommens
Osnabrück. Die deutschen Bauern drängen angesichts der schlechten
wirtschaftlichen Lage der Landwirtschaft auf ein Ende der Sanktionen
zwischen Russland und Europäischer Union. Im Interview mit der „Neuen
Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag) forderte Bauernpräsident Joachim
Rukwied: „Die Bemühungen hinsichtlich einer Aufhebung des Embargos
müssen intensiviert werden.“ Der Boykott Russlands für Produkte aus
Europa sei eine Ursache für „die schlimme Lage vieler Landwirte bei
uns“, sagte Rukwied. Seinen Angaben zu Folge koste das Embargo die
deutschen Bauern jährlich fast eine Milliarde Euro. Zuvor hatte
Russlands Präsident Wladimir Putin im Interview mit der
„Bild“-Zeitung die Strafmaßnahmen gegen sein Land als töricht
bezeichnet. Beide Seiten würden Schaden nehmen.
Die Bauern machen das russische Importverbot mitverantwortlich für
den Preisverfall bei Fleisch, Milch und auch Getreide in Deutschland.
Rukwied rechnet angesichts der anhaltenden Niedrigpreisphase mit
einer Halbierung der bäuerlichen Einkommen innerhalb von zwei
Wirtschaftsjahren. Die Einbußen hätten vergangenes Jahr bereits bei
35 Prozent gelegen. „Jetzt ist Halbzeit im aktuellen Wirtschaftsjahr
und wir müssen aufgrund der Marktlage davon ausgehen, dass die
Einkommen noch einmal im zweistelligen Bereich sinken werden“, sagte
Rukwied.
Die finanzielle Lage auf den Betrieben sei entsprechend schlecht.
„Es bleiben im Monat vielleicht 1.500 Euro brutto. Und das bei 70
Arbeitsstunden pro Woche.“ Mittlerweile seien die Einkünfte von
Mitarbeiter auf vielen Bauernhöfen höher als der Bruttogewinn des
Unternehmers. Rukwied beklagte zudem, dass die Bauern auf den
Mehrkosten durch den Mindestlohn sitzen bleiben würden. „Das tut
richtig weh.“
Zum 1. Januar war der Mindestlohn für Erntehelfer auf 8 Euro
gestiegen, ab 2018 gilt der gesetzliche Mindestlohn. Rukwied warnte
vor dem Aus arbeitsintensiver Produktionsbereiche in der deutschen
Landwirtschaft, wenn die Mehrkosten nicht weitergegeben werden
können. „Die Erdbeere aus Deutschland wird dann zum Auslaufmodell.“
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