Müller wehrt sich gegen Kritik von Industrie und
NGOs – Staatliches Siegel soll im September vorgestellt werden – 50
Unternehmen interessiert
Osnabrück. Die Einführung des staatlichen Siegels „Grüner Knopf“
stößt bei Textilindustrie und Nichtregierungsorganisationen auf
Skepsis. Ein Kritikpunkt: Die Wirkung sei bei einem nationalen Siegel
begrenzt. Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) kontert die
Vorwürfe: „Die Kritik kommt von Personen, die sich nicht die Mühe
machen, bei uns nachzufragen: Der Grüne Knopf ist ein globales
Siegel“, betonte Müller, der das Siegel am 9. September offiziell
vorstellen will, gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Es
entspreche EU- und WTO-Recht, die Prüfungen fänden auf Grundlage
internationaler Normen statt. „Das muss auch so sein. Denn viele
Unternehmen, die den Grünen Knopf beantragt haben, sind international
aufgestellt.“ Entsprechend kann dem Verbraucher der Grüne Knopf
künftig auch im Ausland begegnen, zudem könnten ausländische
Hersteller ihn ebenso wie die deutsche Industrie beantragen, erklärte
der Bundesminister und stellte in Aussicht: „Im nächsten Schritt
entwickeln wir die Standards des Grünen Knopfs zu einer europäischen
Regelung weiter.“
Das Besondere am Grünen Knopf ist laut dem CSU-Politiker, dass das
gesamte Unternehmen geprüft werde. „Einzelne Vorzeigeprodukte reichen
nicht aus. In dieser Tiefe prüft sonst keiner“, hob Müller hervor.
Dass nachhaltige Lieferketten aller Kritik aus der Industrie zum
Trotz möglich sind, zeigen für den CSU-Politiker die Unternehmen, die
sich interessieren. Bereits 50 wollen zu Beginn mitmachen – vom
Ein-Personen-Start-up bis zum Betrieb mit mehreren Tausend
Mitarbeitern, von Anbietern im Premiumsegment bis zu anerkannten
Nachhaltigkeitspionieren. Wer genau diese Unternehmen sind, sagte
Müller nicht. „Bis zum Start des Grünen Knopfs haben wir
Vertraulichkeit vereinbart. Die Prüfungen laufen jedoch auf
Hochtouren, die große Nachfrage ist ein Grund, warum wir die
Einführung auf September verschoben haben.“
Das staatliche Siegel „Grüner Knopf“ soll Textilien auszeichnen,
die besonders hohe soziale und ökologische Standards erfüllen. Eine
Zertifizierung ist für Unternehmen freiwillig. Ob es in einem
nächsten Schritt gesetzliche Vorgaben oder gar eine Haftung für
Standards entlang der Lieferkette gibt, wird laut Müller im kommenden
Jahr entschieden. „In der Bundesregierung gibt es hierzu einen klaren
Fahrplan: Derzeit starten wir eine Umfrage unter Unternehmen mit mehr
als 500 Mitarbeitern, ob sie ihrer Verantwortung in der Lieferkette
nachkommen. Tun sie dies nicht, dann kommt ein Gesetz. Da ist der
Koalitionsvertrag eindeutig.“ Auch viele Unternehmen fordern laut
Müller ein Gesetz. „Mit der Textillieferkette setzen wir jetzt einen
hohen Standard und zeigen, dass es geht. Andere Lieferketten müssen
folgen. Denn die Achtung von Menschenrechten darf kein
Wettbewerbsnachteil sein.“
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