NOZ: Gespräche mit Günter Scheper, Bundesverband Deutsches Ei, Werner Hilse, Präsident des Landvolks in Niedersachsen und Robby Andersson, Wissenschaftler der Hochschule Osnabrück

Verzicht aufs Schnabelkürzen: Eierlobby warnt
vor Fiasko

Spitzenverband „Deutsches Ei“ kritisiert Stichtags-Regelung in
Niedersachsen – Auch Forscher skeptisch

Osnabrück.- Nach dem niedersächsischen Landvolk warnt jetzt der
nächste Spitzenverband aus der Landwirtschaft vor dem Verbot des
Schnabelkürzens bei Legehennen ab dem Jahr 2017. In einem Gespräch
mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag) sagte Günter Scheper
vom Bundesverband Deutsches Ei: „Meine persönliche Meinung? Wir
erleben ein Fiasko.“ In Ställen drohten Federpicken und
Kannibalismus, weil noch keine verlässliche Lösung gegen das
Verhalten der Tiere gefunden sei.

In Richtung des grünen Landwirtschaftsminister Christian Meyer
sagte Scheper: „Hier herrscht Ideologie anstelle der Vernunft.“ Statt
auf Ergebnisse aus dem Bereich der Wissenschaft zu warten, sei ein
Stichtag gesetzt worden. Zuvor hatte sich bereits das Landvolk in
Niedersachsen gegen den Stichtag gewarnt. Präsident Werner Hilse
sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“: „Ich sehe zurzeit keine
Alternative zum Schnabelkürzen.“ Er brachte gar einen möglichen
Boykott des Verbots durch die Legehennenhalter ins Spiel und warnte
Minister Meyer vor einer Blamage.

Skeptisch äußerte sich in einem Gespräch mit der „Neuen
Osnabrücker Zeitung“ auch einer der Wissenschaftler, die im Namen der
Landesregierung zu Federpicken forschen. Robby Andersson von der
Hochschule Osnabrück sagte: „Viele Landwirte haben sich noch nicht
auf die Umstellung vorbereitet.“ Ein Teil der Betriebe werde
scheitern. Er gehe davon aus, dass die Ausfallquote in den Ställen –
also Tiere, die etwa aufgrund von Verletzungen aus Herden entfernt
und gegebenenfalls getötet werden müssen – von derzeit rund fünf auf
dann zehn Prozent ansteigen könnte.

Andersson hat in einem Forschungsprojekt der Landesregierung
gemeinsam mit der Tierärztlichen Hochschule Hannover Empfehlungen zur
Vermeidung des Federpickens erarbeitet. Auf Nachfrage der Zeitung
teilte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums mit: „Bei
Einhaltung dieser Empfehlungen werden keine nachhaltigen Auswirkungen
oder vermehrte Verluste erwartet. Im Gegenteil: Durch Verbesserung
des Managements ist mit zurückgehenden Tierverlusten zu rechnen.“

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