NOZ: Handel: Wir sind nicht schuld an Preismisere der Landwirte

Handel: Wir sind nicht schuld an Preismisere der
Landwirte

Hauptgeschäftsführer sieht Verantwortung bei verfehlter
Agrarpolitik – „Natürlich geben wir Preisvorteil weiter“

Osnabrück. Der Handel wehrt sich gegen Vorwürfe, für die
Preismisere der deutschen Landwirtschaft verantwortlich zu sein. In
einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag) sagte
Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland
(HDE): „Wer Supermärkte und Discounter verantwortlich macht, redet am
Thema vorbei: Die Preisbildung für Milch und Fleisch erfolgt auf dem
Weltmarkt.“ Die Tiefpreisphase sei letztlich Folge einer verfehlten
Agrarpolitik, die ausschließlich auf eine Ausweitung der Produktion
gesetzt habe.

„Das Ergebnis sehen wir jetzt: Es ist einfach zu viel Ware auf dem
Markt.“ Molkereien säßen auf großen Milchseen und unterböten sich
wegen des Überangebots gegenseitig. „Natürlich geben wir diesen
Preisvorteil an unsere Kunden weiter“, sagte Genth. „Selbst wenn wir
den Milchpreis um 20 Cent raufsetzen, wird das den Bauern nicht
helfen.“ Nur zwölf Prozent der Rohmilch gelangten als Frischmilch in
die Supermarktregale. Der Rest werde von Molkereien weiterverarbeitet
oder gehe in den Export. Genth: „Der Handel kann die Misere nicht
lösen.“

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