NOZ: Metall-Arbeitgeber erwarten weiteren Stellenabbau und rufen nach „Feuerwehr“

Metall-Arbeitgeber erwarten weiteren
Stellenabbau und rufen nach „Feuerwehr“

Schnellen Zugang zu Kurzarbeit gefordert – Gewerkschaften zu
Zurückhaltung gemahnt

Osnabrück. Die Arbeitgeber in der Metall- und Elektroindustrie
erwarten angesichts der Rezession in der Branche einen weiteren
Stellenabbau und rufen die Gewerkschaften zu Zurückhaltung in der
bevorstehenden Tarifrunde auf. „Wir werden das Beschäftigungsniveau
nicht halten können. Es sinkt bereits. Zum ersten Mal seit neun
Jahren ist die Beschäftigung in unserer Branche seit Mai leicht
zurückgegangen“, sagte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger im
Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Er fügte hinzu, es
werde wohl auch zu einzelnen Betriebsschließungen kommen, denn es
müssten angesichts des Strukturwandels etwa in der Automobilindustrie
Kapazitäten angepasst werden. Die Metall- und Elektroindustrie gehört
zu den bedeutendsten Arbeitgebern in Deutschland. Im August 2019
zählte sie etwas mehr als vier Millionen Mitarbeiter.

Dulger beklagte: „In den ersten drei Quartalen steht beim
Auftragseingang ein Minus von knapp sechs Prozent gegenüber dem
Vorjahreszeitraum.“ Und auch im Rest des Jahres und im kommenden Jahr
werde kein Baum in den Himmel wachsen. „Ganz im Gegenteil: Wir müssen
damit rechnen, dass es noch schlechter wird, man denke an den Brexit,
die Handelskonflikte und das weltweit nachlassende
Wirtschaftswachstum.“

Die IG Metall rief Dulger vor diesem Hintergrund dringend zu
Zurückhaltung in der kommenden Tarifrunde auf: „Es ist wichtig, dass
die Gewerkschaften verstehen, dass 2020 keine Tarifrunde wie in den
vergangenen acht, neun Jahren ist. Wir haben konjunkturelle Probleme,
und wir haben zugleich strukturelle Probleme. Die Gewerkschaften
müssen deshalb schon im Vorfeld verstehen, dass sie ihre Forderungen
zurückschrauben müssen.“

Scharf kritisierte Dulger zudem die 24-Stunden-Streiks, mit denen
die IG Metall in der Tarifrunde 2018 die Gemüter der Arbeitgeber sehr
erhitzt habe. Durch die Streiks seien enorme Kosten entstanden.
Während es in einer normalen Tarifrunde etwa 800.000 bis eine Million
Streikstunden gebe, seien es 2018 aufgrund der Tagesstreiks drei
Millionen gewesen. Und den Arbeitgebern stehe kein Mittel zur
Verfügung, sich gegen solche Aktionen zu wehren. Er fordere die
Gewerkschaft deshalb auf, „mit Vernunft und Weitblick vorzugehen“,
sagte Dulger auf Fragen nach der Zukunft der Flächentarifverträge.

An die Bundesregierung appellierte der Gesamtmetall-Präsident,
wieder erleichterte Zugangsmöglichkeiten zum Kurzarbeitergeld zu
schaffen, „so, wie wir sie in der Krise 2008/2009 hatten“. Noch gebe
es zwar kein flächendeckendes Problem, „aber wir sollten Vorsorge
treffen für den Ernstfall. Wenn der Blitz einschlägt, ist die
Feuerwehr dann schon im Haus.“

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