Ökonom Sinn warnt in der Euro-Zone vor einem
heißen Herbst
Ex-Ifo-Chef: Wir brauchen eine atmende Währungsunion, bei der
Länder austreten können
Osnabrück. Der Ökonom Hans-Werner Sinn warnt in der Euro-Zone vor
gravierenden Problemen. In einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker
Zeitung“ (Dienstag) sagte der ehemalige Chef des Münchner
Ifo-Instituts: „Wir werden einen heißen Herbst erleben. Und zwar
dann, wenn die italienische Regierung ihre Pläne wahr macht.“ Sie
wolle mehr Sozialleistungen gewähren, mehr ausgeben und dabei
gleichzeitig die Steuern senken. Damit werde das Staatsdefizit weit
über die erlaubten drei Prozent der Wirtschaftskraft steigen. „Das
wird zu einem großen Konflikt mit der EU-Kommission führen“, sagte
Sinn.
Frankreich, Italien und andere mediterrane Länder würden
Deutschland dann sicher bedrängen, eine Transferunion einzugehen, um
Italien im Euro zu halten. Der Ökonom empfahl der Bundesregierung:
„Sie sollte das Portemonnaie zusammenhalten. Transfers sind
eigentlich nur Bestechungsgelder für die Eliten der jeweiligen
Länder, damit alles so bleibt wie es ist und sie keine Reformen
umsetzen müssen.“
Zudem erwartet Sinn, dass Griechenland auch nach dem Verlassen des
Euro-Rettungsschirms seine Finanzen nicht in Ordnung bringt und über
seine Verhältnisse lebt. Der Ökonom rät zu einer „atmenden
Währungsunion“, bei der Länder austreten und ihre neue Währung
abwerten können, um wieder wettbewerbsfähig zu werden: „Wenn man
Vorkehrungen trifft, lässt sich ein Austritt auch sozialverträglich
realisieren. Zudem hätte das eine disziplinierende Wirkung, weil das
Versprechen wegfällt, jeden unbegrenzt finanziell zu unterstützen.“
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