Bei Abkommen, denen das Attribut „historisch“
zugeordnet wird, ist immer Obacht geboten. Die Geschichte gerade im
Verhältnis des Westens mit dem Iran hat gezeigt, dass so manche
Verständigung in der Realität nicht lange überdauerte. Darum ist es
hilfreich, das nach langem Ringen erzielte Ergebnis von Genf nicht zu
überfrachten und nüchtern als das zu werten, was es ist. Eine
Zwischenstation. Und eine Bewährungsprobe. Das ist besser als nichts.
Und viel besser als die Idee einer gewaltsamen Problembeseitigung in
einer leicht entflammbaren Region. Aber was es wirklich wert ist,
wird sich erst im nächsten Sommer weisen. Dann kommt der Lackmustest:
Der Iran müsste sein dubioses Atomprogramm, in das über Jahrzehnte
Milliardensummen geflossen sind, vollständig demilitarisieren.
Abwarten. Bis dahin steht Teheran unter Lieferzwang. Das in den von
Amerika orchestrierten Verhandlungen bestellte Produkt heißt:
uneingeschränkte Glaubwürdigkeit. Im Gegenzug wird der
Sanktionsgürtel um wenige Löcher gelockert.Saudi-Arabien, die
israelischen Führung und die israelische Lobby im US-Kongress werden
nichts unversucht lassen, Teheran der Doppelzüngigkeit zu zeihen und
Indizien dafür zu finden, dass im Verborgenen weiter am Bau der
Atombombe gebastelt wird. Der Iran hat es in der Hand. Wer aus der
Isolation heraus und anerkannte Regionalmacht werden will, muss
messbar in Vorleistung treten. Das wäre dann in der Tat historisch.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Weitere Informationen unter:
http://