Wer gedacht hatte, schon wegen der in Russland
ausgetragenen Fußball-Weltmeisterschaft, die in wenigen Wochen
beginnt, könne ein Hauch von Frühling in die Beziehungen zwischen dem
Westen und Moskau einziehen, der hat sich getäuscht. Die konzertierte
Ausweisung von russischen Diplomaten lässt das Verhältnis noch
deutlich weiter auskühlen. Der in Teilen von Nato und EU abgestimmte
Schritt hatte sich bereits vor dem Wochenende abgezeichnet, als sich
der Europäische Rat in der Affäre um den mutmaßlich vergifteten
Doppelagenten Sergej Skripal unmissverständlich an die Seite
Großbritanniens stellte. London macht Moskau für den Anschlag
verantwortlich. Das Problem: Dafür gibt es keine Beweise, jedenfalls
keine, die öffentlich vorgelegt wurden. Dabei ist der Vorwurf an
Ungeheuerlichkeit kaum zu überbieten. Russland soll einen
Giftgasangriff in Europa durchgeführt haben. Derzeit ermitteln
Experten der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW),
was genau am 4. März im südenglischen Salisbury geschah – es wäre
klug gewesen, mit den Maßnahmen gegen Moskau bis nach Ostern zu
warten, dann sollen die Ermittlungsergebnisse vorliegen. Mit der
Ausweisung der russischen Diplomaten sendet Berlin auch ein Signal
nach innen: In jüngster Zeit warben immer mehr Politiker aus
unterschiedlichen Parteien für ein Ende der Sanktionen gegen Moskau
und für eine Wiederannäherung an Russland. Das wird nun in absehbarer
Zeit nicht geschehen.
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