Als Lord Coe, der Chef-Organisator der Sommerspiele
von London, bei der Eröffnungsfeier der Paralympics ankündigte, die
Besucher würden inspiriert, mitgerissen und berührt werden, war das
kein leeres Versprechen. Sondern genau das, was folgte. Großartige
Wettkämpfe, großartige Athleten , großartige Stimmung in den nahezu
ausverkauften Stadien und Arenen. London hatte sich vorgenommen, die
besten paralympischen Spiele auf die Beine zu stellen. Das hat
funktioniert, nicht nur, weil Organisation und Wetter ziemlich
perfekt waren. In den vergangenen zwei Wochen standen Sport und
Sportler im Vordergrund, ihre Rekorde, Siege und Niederlagen, aber
nicht ihre Behinderungen. Die Zuschauer sahen Menschen, die
 Außergewöhnliches vollbringen, die niemand bemitleiden, sondern
denen Respekt entgegengebracht werden muss. Menschen mit Behinderung
sind leistungsfähig, wenn man sie nur lässt. Dass das in den Köpfen
angekommen ist, Â ist auch der umfassenden Berichterstattung in den
Medien zu verdanken. Die Paralympics sind kein B-Event, sie sind das
zweitgrößte Sportereignis der Welt. Ein Bild sagt manchmal mehr als
1000 Worte. Und so erklären die Bilder, die um die Welt gegangen
sind, vielleicht viel eindringlicher, worum es bei dem schwierigen
Wort Inklusion  geht. Um die eine Gesellschaft für alle, um die
gleichberechtigte Teilhabe aller am Leben, um die Chance, seine
Fähigkeiten bestmöglich zu entwickeln – ohne Barrieren, weder an
Häusern noch in Köpfen. Vorsicht allerdings vor zu viel Euphorie:
Großereignisse wie die Paralympics können nur einen Anstoß geben, die
eigentliche Arbeit beginnt erst danach. Wo sind die Schulen, die so
gebaut sind, dass jedes Kind unterrichtet werden kann? Wo die Lehrer
und Sozialpädagogen für integrativen Unterricht, wo die Sportstätten,
die für alle zugänglich sind, wo die Vereine, die sich öffnen, wo die
Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderung eine Chance geben?
Inklusion ist nicht zum Nulltarif zu haben und manchmal sicherlich
auch mühsam. Aber angesichts der wunderbaren Bilder aus London muss
die Frage erlaubt sein, ob es sich eine Gesellschaft noch länger
erlauben kann, auf solche Leistungsbereitschaft und solchen
Einsatzwillen zu verzichten? Wohl kaum. Das paralympische Feuer ist
gestern Abend gelöscht worden. Aber wenn nur ein Funke übergesprungen
ist, ist eine Menge erreicht.
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