Wie keine andere Stadt steht Falludscha für das
völlige Versagen der USA im Irak. 2004 war die
300.000-Einwohner-Stadt Schauplatz erbitterter Kämpfe zwischen
US-Truppen und Aufständischen, bei denen die Besatzungstruppen auch
weißen Phosphor und Uranwaffen einsetzten. Unter den Folgen leiden
die Menschen in Falludscha noch heute, die Krebserkrankungen in der
Stadt haben sich vervielfacht, die Säuglingssterblichkeit ist
ungewöhnlich hoch. Jetzt haben sich in Falludscha Al-Kaida-Kämpfer
eingenistet.
Die US-Invasion wurde seinerzeit auch damit begründet, dass Saddam
Hussein Terroristen unterstütze und ihnen einen sicheren Rückzugsraum
gewähre. Das war genauso eine Lüge wie die Mär von den
Massenvernichtungswaffen. Heute breitet sich Al Kaida im Irak aus.
Nicht nur in Falludscha, auch in Städten wie Ramadi oder Mosul und in
der Grenzregion zu Syrien. Täglich wird die Hauptstadt Bagdad von
Anschlägen erschüttert.
Möglich ist das, weil die USA in der Nachkriegszeit aufgrund
mangelnden Verständnisses für die kulturellen und politischen
Gegebenheiten Fehler über Fehler gemacht haben, und ein zerrüttetes,
von ethnischen und konfessionellen Gräben durchzogenes Land
hinterlassen haben. Und weil sie – ohne es zu wollen – die
Mächteverhältnisse in der Region zugunsten des Iran verschoben und
damit die Lunte für die Eskalation des Bürgerkriegs in Syrien
angezündet haben. Dort beherrscht Al Kaida bereits ganze Regionen.
Die US-Außenpolitik, auch die unter Obama, bekämpft den Terror nicht,
sie züchtet ihn.
US-Außenminister Kerry sagt, der Kampf gegen Al Kaida sei Sache
der Iraker. Das ist einerseits richtig: Ein erneuter US-Einmarsch ist
nicht denkbar. Andererseits ist das die Einstellung eines Pyromanen,
der ein Haus in Brand steckt und dann achselzuckend sagt, das Löschen
sei Sache der Bewohner. Natürlich werden die Iraker kämpfen, obwohl
sie des Kämpfens müde sind nach drei Jahrzehnten Krieg, brutalen
Sanktionen und dem gebrochenen Versprechen von einer besseren
Zukunft. Sie wollen nicht, dass ihr Leben von Steinzeitislamisten
diktiert wird.
Dennoch können die USA etwas tun: Sie müssen das Verhältnis mit
dem Iran weiter verbessern. Teheran hat die Macht, Bagdads
irrlichternden und despotischen schiitischen Ministerpräsidenten
Maliki zur Ordnung zu rufen. Und die USA müssen ihrem Verbündeten
Saudi-Arabien deutlich machen, dass sie es nicht mehr dulden, dass
Riad sunnitische Extremisten unterstützt. Mindestens das ist
Washington den Menschen in Falludscha und im restlichen Irak
schuldig.
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