Der Streit um die Honorare der niedergelassenen
Ärzte ist am Grünen Tisch beigelegt worden. Drei bis vier Prozent
bekommen die Mediziner mehr. Trotzdem standen manche Patienten
gestern an Rhein und Ruhr vor verschlossenen Praxen. Klingt, als
bekämen die Ärzte den Hals nicht voll, die – nicht zu vergessen –
ohnehin in den vergangenen fünf Jahren ein sattes Honorarplus von 17
Prozent verbuchen konnten. Aber: Zum einen hat sich gestern mit den
freien Ärzteverbänden nur eine Minderheit an den Protesten beteiligt;
zum anderen richtet sich die Kritik zwar auch, aber nicht nur gegen
die Höhe der Vergütung, sondern auch die Art und Weise, wie sie
ermittelt wird. Die Berechnung der ärztlichen Honorare ist in der Tat
von einer abstrus anmutenden Komplexität und führt zu
Verteilungs-Ungerechtigkeiten. Eine Entflechtung dieses Dickichts ist
in der Tat bitter nötig; gleichzeitig aber auch eine kritische
Auseinandersetzung mit der ärztlichen Selbstverwaltung, die ein
gerüttelt Maß Mitschuld an der Misere trägt und an Bürokratismus und
Intransparenz krankt. Jetzt fordern manche Ärztevertreter aber zudem
die Bezahlung sämtlicher medizinischer Leistungen in den Praxen.
Woher das Geld dafür kommen soll, sagen sie nicht. Die geringere
Entlohnung pro ärztlicher Dienstleistung werden die Mediziner kaum
hinnehmen. Genauso wenig werden die besser Verdienenden unter den
Ärzten bereit sein, der Gerechtigkeit halber erhebliche
Einkommenseinbußen hinzunehmen. Dann müssten die Patienten die
Rechnung in Form höherer Betragssätze zahlen. Schließlich hat der
Gesetzgeber nicht aus Bösartigkeit die Bezahlung ärztlicher
Leistungen gedeckelt, sondern weil das Gesundheitssystem zwar
milliardenschwer, aber nicht unerschöpflich ist.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Weitere Informationen unter:
http://