Mario Draghis „Dicke Bertha“ kommt gut an. Nach der
Kruppschen Kanone hatte der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB)
die Milliarden-Geldspritze für Europas Banken augenzwinkernd benannt.
Die Banken wären auch dumm, das billige Geld auszuschlagen. Sie
müssen es nur in Staatsanleihen investieren, um ansehnliche Renditen
zu erzielen. Das Kalkül der EZB geht damit auf. Seit der ersten
500-Milliarden-Geldspritze haben sich die Anleihemärkte erholt. Die
EZB stützt die Banken, die Banken stützen die Staaten – und alle sind
zufrieden. So einfach ist es freilich nicht. Billiges Geld schafft
auf Dauer mehr Probleme, als es löst. Die EZB entfernt sich mit jeder
Geldspritze weiter von ihrem Mandat der Preisstabilität. Das Modell
Bundesbank hat der EZB-Rat mit dem Einstieg in die unverhohlene
Staatsfinanzierung südeuropäischer Länder längst aufgegeben. Sicher:
Das Großexperiment der EZB kann mit viel Glück und leichten Blessuren
am Ende gut ausgehen. Die aufgescheuchten „Märkte“ beruhigen sich,
die EZB findet rechtzeitig den Ausstieg, Europas Problemländer nutzen
die Zeit zur Sanierung ihrer Haushalte und ihrer Wirtschaft. Die
bisherigen Erfahrungen stimmen indes eher skeptisch. Mit der „dicken
Bertha“ allein ist jedenfalls noch kein einziges Problem gelöst.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Weitere Informationen unter:
http://