er sich unter den türkischen Erdogan-Anhängern an
Rhein und Ruhr umhört, erlebt den Absturz der Lira aus ganz anderer
Sicht: Da ist von einer Verschwörung der „US-zionistischen Zinslobby“
die Rede und von stolzen Türken, die sich nicht unterkriegen lassen.
Man appelliert, keine US-Waren mehr zu kaufen, lieber heimische
Produkte. Und immer wieder werden Bilder gezeigt, auf denen Menschen
aus Kuwait oder Katar türkische Lira aufkaufen – angeblich, um
Erdogan gern zu helfen. Dies zeigt, dass die Propaganda des
Präsidenten auch hierzulande ankommt. Es zeigt auch, wie leicht viele
Menschen auf „wahre“ Nachrichten anspringen, die ihnen von den
staatlichen Stellen geliefert werden. Wie eine verschworene
Gemeinschaft wird jedes vernünftige Argument von außen abgeblockt und
zur Lüge erklärt. Gleichwohl sieht Erdogan, dass die Unruhe in seinem
Land wächst. Das Leben gerade der ärmeren Menschen wird schwieriger;
sein Nimbus als erfolgreicher Ökonom schwindet. Dies ist eine Chance
für die Opposition im Lande: Traut sie sich – oder ist die Angst vor
Repressalien zu groß? Für Erdogan ist es fatal, dass er sich bei
Trump mit einem ähnlich gelaunten Egozentriker angelegt hat. Dass
Erdogan nun Putins Nähe sucht. zeigt seine Sandkasten-Denke: Wenn du
mir ein Förmchen nimmst, nehme ich das von deinem Feind. Diese Art
der Politik ist – wie bei Trump – hochgefährlich. Schließlich sind
Türkei und USA enge Nato-Partner. Putin wird den Zwist gern für sich
nutzen wollen. Aber die Welt wird dadurch noch ein Stückchen
unsicherer. Wo sind die guten Diplomaten und Vermittler?
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Original-Content von: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, übermittelt durch news aktuell