Die Razzien gegen die Neonazi-Vereinigung „Oldschool
Society“, kurz OSS, sollten nicht überbewertet werden. Das war kein
Schlag gegen eine klandestin operierende Terrororganisation nach dem
Muster des NSU, sondern einer gegen eine Bande öffentlich hetzender
Nazi-Hooligans. Wer auf einer Facebook-Seite in übelster Art gegen
Fremde und den Staat agitiert, macht es den Sicherheitsbehörden
leicht. Den Vorgang kleinzureden, wäre aber falsch – er zeigt
beispielhaft, wie Radikalisierung im Netz funktioniert, wie sich dort
Menschen gegenseitig in ihrem Hass bestärken und schließlich bereit
sind, hasserfüllte Worte in die Tat umzusetzen. In einer Zeit, in der
viele Flüchtlinge nach Deutschland kommen, haben
Menschenfeindlichkeit und Neonazismus im Netz Hochkonjunktur, auf zig
Seiten kübeln Rechtsradikale ihren Dreck in die virtuelle Welt. Die
braune Gefahr schwappt in die reale Welt über – Nazis treten immer
unverfrorener auf, die Anschläge auf Flüchtlingsheime und die
Übergriffe auf Andersdenkende und Fremde nehmen deutlich zu.
Bei allen notwendigen Debatten über die Gefahren des
dschihadistischen Salafismus wird leicht vergessen, dass es in den
vergangenen Jahren fast ausschließlich Rechts-Terroristen waren, die
in Deutschland Menschen ermordet haben.Mit den bundesweiten Razzien
gegen die OSS mögen die Sicherheitsbehörden vielleicht Anschläge
verhindert haben, sicher aber haben sie ein Zeichen gesetzt. Die
Gefahr von rechts wird nicht unterschätzt. Ein wichtiges und
richtiges Signal.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616