Die Nachricht überrascht: Joachim Hunold gibt bei
Air Berlin holterdiepolter den Steuerknüppel aus der Hand. Er sei zu
der Überzeugung gekommen, dass ein Führungswechsel das eingeleitete
Sparprogramm nur beschleunigen könne, gab er zu Protokoll. Doch
schafft der Abgang im Sauseschritt viel Raum für Spekulationen.
Dass es sich der selbstbewusste Hunold nicht zutraut, die
kriselnde Air Berlin wieder auf Linie zu bringen, wird wohl nicht der
Grund sein. Möglicherweise will der 61-jährige Schöpfer der
zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft am Ende seiner Karriere nicht
als derjenige dastehen, der auch ihre harte Sanierung zu verantworten
hat. Denn ein neues Konzept könnte als Ablösung von Hunolds purer
Expansionsstrategie auch einen Schrumpfkurs beinhalten.
So kommt Ex-Bahn-Chef Hartmut Mehdorn die Rolle zu, den Mann fürs
Grobe zu geben. Mehdorn, der zuletzt die Bahn auf Börse trimmen
sollte und sich dabei nicht gerade den Ruf eines Diplomaten erworben
hat, kann bei der Airline als Interimschef ganz ohne die politische
Einflussnahme wirken, wie es sie bei einem Staatskonzern gibt. Wenn
Mehdorn seinen Job gemacht hat, könnte ein Nachfolger unbelastet an
die Spitze des Unternehmens treten.
Das ist das Bild, das Air Berlin abgibt: Der Flieger steckt in
schweren Turbulenzen, und der bisherige Chefpilot räumt fluchtartig
das Cockpit und übergibt an einen außer Dienst gestellten Lokführer
mit Flugleidenschaft. Ein geordneter Rückzug sieht anders aus.
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