Das Ziel ist richtig: Wenn immer das möglich ist,
sollten Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam unterrichtet
werden. Das nennt man „Inklusion“ – und das ist ein kaltes
Technokratenwort für eine Idee, die unser Leben wärmer machen kann.
Wer im Sommer den „Tag der Begegnung“ feiert, der merkt, wie viel
Kraft aus dem gemeinsamen Handeln erwächst. Wer bei den Paralympics
die Medaillen bejubelt, der sieht, zu welchen Höchstleistungen die
Athleten fähig sind – trotz ihrer Einschränkungen. Doch die
Menschlichkeit einer Gesellschaft lässt sich nicht an solchen
Feiertagen ablesen. Sie muss sich im Alltag beweisen. Und dazu gehört
auch Schule. In den Förderschulen in NRW arbeiten Lehrerinnen und
Lehrer mit großem Einsatz. Das ist oft eine schwere Aufgabe, die mit
vielen kleinen mühsamen Schritten zum Erfolg führt. Bevor die
Landesregierung darangeht, diese Schulen zu schwächen, müssen die
neuen Klassen gut vorbereitet und aufnahmebereit sein. Das sind sie
noch nicht. Deshalb tut die Ministerin gut daran, das Tempo aus dem
Verfahren zu nehmen. Schüler ohne Handicap erlernen im Unterricht mit
gehandicapten Schülern viel an sozialer Kompetenz. Aber
Unterrichtstempo und Lerninhalte dürfen dabei nicht auf der Strecke
bleiben. Das heißt: Es müssen deutlich mehr Lehrer her. Wenn die
Klassen klein sind, wird auch die Skepsis vieler Eltern weichen. Denn
das Ziel ist gut. Aber Politiker werden an Taten gemessen. Und
deshalb muss die Schulministerin noch Hausaufgaben erledigen.
Spätestens nach den Weihnachtsferien.
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