Jürgen Rüttgers gibt auf. Notgedrungen. Er ist auf
dem geordneten Rückzug aus der Staatskanzlei, aber (noch) nicht aus
der Politik. Eine Kandidatur als Ministerpräsident wäre chancenlos.
Für den Fraktionsvorsitz fehlt ihm die Gefolgschaft der
„Parteifreunde“. Wie nicht anders zu erwarten, ist in der CDU jetzt
die Stunde der selbsternannten Erbprinzen gekommen. Notorische
Strippenzieher und Fallensteller dürfen auftrumpfen. Politik ist da
ebenso stil- wie gnadenlos. Ob Jürgen Rüttgers den Landesvorsitz
verteidigen kann, hängt davon ab, ob er sich noch einmal gegen die
Intriganten aus den eigenen Reihen durchsetzen kann. Eigentlich kann
die CDU einen wie ihn gut gebrauchen. Er gehört zu den wenigen, die
glaubhaft für christlich-liberale Politik und den fast vergessenen
rheinischen Katholizismus stehen und noch nicht den Spaß an der
Politik verloren haben. Bei ihm bedeutet das „C“ im Parteinamen noch
„christlich“ und nicht „Chaos“ wie bei der Bundeskanzlerin. Es ist
kein Jahr her, da überstrahlte Jürgen Rüttgers als volksnaher
Ministerpräsident alle Kritik. Selbst bei Gegnern galt er als
sicherer Sieger der NRW-Wahl. Nun ist er eine tragische Figur. Die
NRW-CDU wird nun manche Schuld auf ihren abgestürzten
Spitzenkandidaten schieben: den kraftlosen Wahlkampf, die
Sponsoring-Affäre, das angebliche „System Rüttgers“. Doch all das
Gerede wird maßlos überbewertet. Aus einer Pannenserie resultiert
keine derartige Katstrophe. Die Landes-CDU hat es bisher versäumt,
ihre historische Niederlage ehrlich zu analysieren. Tatsächlich ist
ihr einstiger Star in den Malstrom des Berliner Regierungsdebakels
geraten. Die Wähler an Rhein und Ruhr haben der wirren
Bundesregierung die rote Karte gezeigt.
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