NRZ: Kommentar zum Serien-Mörder von Toulouse von GERD NIEWERTH

Die Mordserie von Toulouse ist ein beispielloses
Verbrechen in der Geschichte Frankreichs. Die Nation stand tagelang
unter Schock, weil die Ungewissheit quälte. Weil niemand wusste, wer
für diese feigen Morde verantwortlich war: Rassisten, Antisemiten,
Neonazis, Islamisten, Spinner?

Dass hinter den Mordanschlägen wohl keine Terrorgruppe, sondern
offenbar „nur“ ein Einzeltäter steckt, beruhigt keinesfalls. Denn die
Taten des Mohamed Merah werfen grundsätzliche Fragen auf: Was geht in
solchen Köpfen vor? Wie lässt sich verhindern, dass sich der
freundliche Junge von nebenan in einen kaltblütigen Gotteskrieger
verwandelt? Angesichts Tausender Entwurzelter, die zu Terrorcamps
pilgern, stehen Sicherheitsbehörden in westlichen Ländern vor einem
beängstigenden Phänomen.

Immerhin darf Frankreich erleichtert darüber sein, dass die
Polizei den Tatverdächtigen ermittelt und damit wohl weitere
Mordanschläge verhindert hat. Staatspräsident Sarkozy traf den
richtigen Ton, indem er seine Landsleute davor warnte Rachegelüste zu
entwickeln. Derselbe, der immer wieder zu rechtem Populismus neigt,
beschwört nun die Einheit der Nation. In gut vier Wochen wählen die
Franzosen einen neuen Präsidenten. Sie wollen jetzt weder einen Krieg
der Religionen noch einen schmutzigen Wahlkampf.

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