NRZ:Mehr als nur das Ende der heiteren Spiele – Kommentar zu München 1972 von Christian Peters

The Games must go on – die Spiele müssen
weitergehen. Mit diesem einen Satz schrieb der damalige IOC-Präsident
Avery Brundage Weltgeschichte. Ausgesprochen auf der Trauerfeier für
die Opfer des palästinensischen Terrors im Olympischen Dorf, bei dem
insgesamt 17 Menschen, darunter 11 israelische Sportler und
Funktionäre, ihr Leben lassen mussten. Es war der 5. September 1972,
der die heiteren Spiele von München in ein Tränenmeer verwandelte und
Olympia auf ewig veränderte. Der Tod zog ein in das bunte Treiben der
Sportler aus aller Welt, Angst ist seit diesen Tagen ständiger
Begleiter aller großen Sport-Events. London im Sommer 2012. Fast 20
000 Polizisten und Soldaten machten aus den Olympia-Stätten eine
Sperrzone gigantischen Ausmaßes. Niemals mehr, so die Botschaft der
olympischen Veranstalter seit 40 Jahren, soll Terror bei den Spielen
eine Chance haben. Es ist gut gegangen in London, Gott sei Dank.
Obwohl alle wissen: Die perfekte Sicherheit gibt es nicht. Auch
dieses Eingeständnis ist ein Vermächtnis der dunklen Tage von
München. Noch immer werden die Mörder des palästinensischen
„Schwarzen September“ von 1972 in vielen arabischen Ländern als
Märtyrer verehrt. Politisch verändert hat der feige Anschlag auf
wehrlose jüdische Sportler nichts. Auch 40 Jahre danach herrscht
zwischen Israel und Palästina weitgehend Sprachlosigkeit, ein
Friedensvertrag zwischen den Nachbarn ist Utopie. Immerhin:
Israelische und palästinensische Sportler messen sich mittlerweile
international im Wettstreit – friedlich. Deutschland hat der 5.
September 1972 dagegen geprägt. Das Scheitern der dilettantischen
Befreiungsaktion, bei der viele brennende Fragen über die
Verantwortlichkeit des Desasters im Olympischen Dorf und auf dem
Flugplatz in Fürstenfeldbruck bis zum heutigen Tag nur unzureichend
beantwortet sind, führte zur Gründung der deutschen Antiterroreinheit
GSG 9. Der Anschlag bei den Spielen war ein Fanal im heraufziehenden
bundesdeutschen Herbst der mörderischen RAF-Clique. Zur traurigen
Wahrheit gehört zudem: Antisemitische Gewalt ist auch 2012 immer noch
Alltag in deutschen Landen.

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