NRZ: Miteinander sprechen nutzt – ein Kommentar von CHRISTIAN PETERS

In einem hat Sigmar Gabriel natürlich recht: Die
griechischen Wiedergutmachungsforderungen an Deutschland und die
Gespräche über Finanzhilfen an Athen sollte man nicht vermengen. Die
Ansprüche der Südeuropäer aber einfach nur als „dumm“ abzutun, ist
vielleicht doch etwas zu arrogant, Herr Bundeswirtschaftsminister.
Zumindest heizt so eine verbale Aufrüstung die gegenseitigen
Ressentiments zusätzlich an, und dies kann zurzeit eigentlich niemand
wollen. Klartext sprechen ist das eine – Klarsicht erhalten das
andere. Also: 278,7 Milliarden Euro will Griechenland für die Gräuel
und die Zerstörungen haben, die die deutsche Wehrmacht im 2.
Weltkrieg in Hellas angerichtet hat. Die für viele Menschen dort bis
heute ein Trauma sind. Diese Summe ist ein Wort, dennsie entspricht
ungefähr den Ausgaben für den gesamten Bundeshaushalt 2015. Und
selbstverständlich wird keine deutsche Regierung jemals Zahlungen in
dieser Höhe auch nur annähernd zustimmen. Das ist utopisch – und das
wissen auch die Griechen.

Doch darum geht es ja auch in Wirklichkeit gar nicht. Griechenland
steht vor der Pleite und benutzt die Forderungen nach Reparationen
als Hebel, um mit der EU, mit der deutschen Regierung im Gespräch zu
bleiben. Sollte Geld aus Berlin Richtung Akropolis fließen – und
dafür gibt es allein aus historischer Verantwortung durchaus Gründe
-, sollte es vielleicht nicht direkt an den Staat Griechenland
gehen, sondern in einen Fonds, eine Stiftung. Mit Kontrolle auf
beiden Seiten. Das wäre doch ein Anfang.

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