Er hat rote Linien folgenlos überschreiten lassen,
er hat gezaudert und sich gewunden. Jetzt ist US-Präsident Barack
Obama mitten drin im syrischen Bürgerkrieg, in einem Sumpf, in den er
aus guten Gründen nicht hineingeraten wollte. Die US-Luftschläge
gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ im nordsyrischen Rakka sind
ein Angriff auf das Herz der Finsternis. Angesichts der
erbarmungslosen Vernichtungslust der Fanatiker gab dazu keine
Alternative; die hätte es nur dann gegeben, wenn die
Staatengemeinschaft vor dem Erstarken der Steinzeitislamisten nicht
so lange die Augen verschlossen hätte.
Jetzt bomben die USA in Syrien, unterstützt von arabischen
Staaten. Das ist hilfreich für die Rechtfertigung der Angriffe in der
muslimischen Welt und delikat zugleich: Es waren ja gerade Länder wie
Saudi-Arabien oder Katar, die wesentlichen Anteil am Aufstieg des
„Islamischen Staates“ hatten. Für viele Menschen in der Region ist
diese Allianz ein weiterer Beweis für die Unglaubwürdigkeit der
Politik der Supermacht. Zugleich sprechen sich die amerikanischen
Verbündeten in Bagdad schon mit dem Regime in Damaskus über den Kampf
gegen die Islamisten ab – durch die Hintertür erhält der syrische
Präsident Baschar al-Assad damit die Legitimität, die ihm Obama vor
langer Zeit abgesprochen hat.
Zudem steht der Erfolg der Operation in den Sternen. Luftschläge
allein werden den IS allenfalls aufhalten, nicht vernichten. Wer soll
am Boden kämpfen? Und: Die Angriffe haben mit der Nusra-Front auch
die Al-Kaida-Filiale in Syrien getroffen. Nicht auszuschließen, dass
sich die bislang verfeindeten dschihadistischen Gruppen jetzt
zusammenschließen. Der syrische Sumpf ist tief.
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