Altkanzler Helmut Kohl nannte sie früher die „Armee
unserer Söhne“. Nach Lektüre des aktuellen Berichts des
Wehrbeauftragten fängt man an, sich um die verwahrloste Generation in
Uniform seine Sorgen zu machen. Nun muss man wissen, dass der
Wehrbeauftragte qua Amt das Haar in der Suppe sucht. Dass er der
Kummerkasten der Truppe ist, heißt nicht, dass die Bundeswehr marode
ist. Sie ist teils modern, teils veraltet.Sie unterliegt denselben
Zwängen wie der Rest der Republik. Klagen über die Infrastruktur
könnten auch Kommunalpolitiker anstimmen. Manche Schulen sehen nicht
viel besser als Kasernen aus. Und wer die Überbelastung der Soldaten
feststellt, sollte sich die Verdichtung der Arbeitswelt mal
anschauen.
Die Bundeswehr ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Auch sie
folgt den Gesetzen der Ökonomie, dem ständigen Kostendruck. Früher
hatte das wirtschaftliche Denken in der Bundeswehr keinen großen
Platz in der Truppe. Heute ist das anders.Zur List des Schicksals
gehört es allerdings, dass nach dem Ende der Wehrpflicht auch für die
Armee das Gesetz von Angebot und Nachfrage gilt. Rekruten kann man
nicht mehr einziehen. Man muss sie gewinnen. Auf Dauer und in der
Konkurrenz zur Wirtschaft gelingt das nur mit guten Bedingungen. Die
deutsche Bundeswehr muss moderner werden. Der Bericht des
Wehrbeauftragten ist nicht die schlechteste Anleitung dafür.
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