NRZ: Trumps Missbrauch des Massakers – ein Kommentar von DIRK HAUTKAPP

Es war klar, dass ein islamistisch angehauchter
Anschlag in Amerika für den Wahlkampf sein würde, was ein Kanister
Benzin für ein loderndes Feuer ist. Und es war auch klar, dass Donald
J. Trump keine Sekunde zögern wird, sich als Brandbeschleuniger zu
betätigen. Anstatt auf flüchtige Bewertungen, vorschnelle
Schuldzuweisungen und hemdsärmelige Rezepte zu verzichten und vor
allem der verängstigten Schwulen-und-Lesben-Gemeinde eine Schulter
anzubieten, verhielt sich Trump erwartungsgemäß: unverantwortlich und
schändlich. Er verlangte einen Einreisestopp für Muslime bereits nach
dem Anschlag von San Bernardino im Dezember und verkaufte schon
damals die Menschen für dumm. Weil die Konsequenz wäre, dass man
jeden Muslim in den USA zu einer Bringschuld verdonnern müsste.
Überschrift: Weise uns im Detail nach, dass du kein Terrorist bist
oder wirst. Omar Mateen, der Mörder von Orlando, war Amerikaner. Mit
allen Rechten und Pflichten. Dass er sich von außen offenbar
unbemerkt gegen sein Land gestellt hat, dass er sich die Ideologie
der IS-Dschihadisten übergestreift hat wie einen Trainingsanzug, kann
nur ein Polizeistaat verhindern, der aus einer bestimmten
Religionszugehörigkeit auf ein Risiko schließt – und flächendeckende
Überwachungsmaßnahmen einleitet. Was Donald Trump im Prinzip
vorschlägt, ist eine Gesinnungspolizei, die am Ende potenziell
Verdächtige interniert – eine Art Guantanamo light. Das wird eine
große Mehrheit der Amerikaner niemals mittragen.

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