Die größte Demokratie der Welt entschied sich für
den „sanften Faschismus“, wie das Massenblatt „Times of India“ die
zukünftige Regierung des Hindunationalisten Narendra Modi schon vor
Wochen nannte. Die Mammutnation, die mit ihrer Vielfalt an Kulturen,
Sprachen und einem unvergleichlich chaotischen Lebensstil als Vorbild
für das funktionierende Zusammenleben verschiedener Religionen und
Völker galt, wirft die Tradition der Toleranz über Bord.
Indiens neuer Premierminister ist kein Demokrat. Er verlangt
Unterwerfung im Tausch für politische Leistungen. Indiens Tycoons
werden dies ebenso spüren wie politische Gegner und Minderheiten.
Einige Inder glauben bereits die dunklen Wolken einer autoritären
Scheindemokratie entsprechend dem Putin-Muster in Russland oder der
Türkei zu erkennen.
Narendra Modi samt seiner blutbesudelten Karriere erscheint den
Indern nach Jahren des Schlendrians mehr als einzige verbliebene
Alternative denn als Heilsbringer. Sie wissen, dass sie ein Risiko
eingegangen sind, als sie bürgerliche Freiheiten in die dritte Reihe
ihrer Prioritäten verbannten und sich für Recht und Ordnung und
wirtschaftliches Wachstum entschieden.
Nach zehnjähriger Amtszeit hatte die altehrwürdige Kongresspartei
mit ihrer ausgezehrten Gandhi-Dynastie der hindunationalistischen
Welle keine Ideen mehr entgegenzusetzen. Man muss zu Recht
bezweifeln, dass dem Kongress je wieder die Rückkehr an die Macht
gelingen wird.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Weitere Informationen unter:
http://