NRZ: Zusammen ist man weniger allein – Kommentar von Denise Ludwig

Hoppla, sind wir wieder in den 80-ern? Der Vorschlag
von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann, Jungen und Mädchen öfter
getrennt zu unterrichten, erinnert zumindest daran. Doch gemach.
Schließlich fordert sie nicht getrennten Unterricht von Klasse fünf
bis zehn oder gar mehr Mädchen- und Jungenschulen. Was sie fordert,
ist, den Unterricht genauer auf Mädchen und Jungen abzustimmen.
Dagegen ist an sich nichts zu sagen. Wenn sie aber davon spricht, das
in getrennten Lerngruppen zu machen, ist das – in Zeiten, in denen
über Inklusion geredet wird – realitätsfern. Jungen könne man eher
den Spaß am Lesen näherbringen, wenn sie zu den „Wilden Kerlen“
greifen statt zu „Hanni und Nanni“, sagt sie. Mag sein. Aber was
spricht dagegen, beide Bücher zu behandeln? So wäre für jeden etwas
dabei – auch für diejenigen Mädchen, die ebenfalls lieber „Die wilden
Kerle“ lesen. Und nebenbei lernen die Kinder die Interessen der
anderen kennen, entdecken Gemeinsamkeiten oder lernen, sich
abzugrenzen. Eine wichtige Eigenschaft für das Leben. Zudem sollten
wir Abstand nehmen von pauschalen Beurteilungen. Wer nämlich als
Mädchen eingetrichtert bekommt, dass Physik ein Jungenfach ist, der
traut sich vielleicht auch nicht so schnell, den Mund im Unterricht
aufzumachen. Und wenn ein Junge als Weichei abgestempelt wird, weil
er sich für Pädagogik oder Philosophie interessiert, darf man sich
nicht wundern, wenn in diesen Kursen überwiegend Mädchen sitzen.
Genauso wenig sollte man die jeweiligen Geschlechter über einen Kamm
scheren. Stattdessen ist es wichtig, dass jeder Schüler, so gut es
geht, individuell nach seinen Interessen gefördert wird. Und die
bilden sich übrigens schon im Elternhaus heraus.

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