Österreichischer Bundespräsident Heinz Fischer erklärt, dass Österreich die Herausforderung der Flüchtlingsintegration mittels Dialog annehmen müsse

Der Bundespräsident der Republik
Österreich, Dr. Heinz Fischer, betonte gestern bei einer Rede im
International Dialogue Centre die Bedeutung des interreligiösen
Dialogs, da Österreich der Herausforderung der Integration von
Flüchtlingen, die vor Krieg und Gewalt im Nahen Osten fliehen,
gegenübersteht.

Der Bundespräsident erklärte, dass sich das Land diesen
Herausforderungen jetzt stellen müsse, um noch größere Probleme in
der Zukunft zu vermeiden.

„Die langfristige Integration dieser Menschen in unsere
Gesellschaft ist eine große Herausforderung. Ich möchte noch einmal
wiederholen, dass Muslime, die in Österreich leben, ein wertvoller
Teil unserer Gesellschaft sein können und sollten. Es ist möglich,
gleichzeitig ein guter Moslem und ein guter Österreicher zu sein“,
sagte er.

Der Bundespräsident hielt seine Rede anlässlich der World
Interfaith Harmony Week, die jedes Jahr in der ersten Februarwoche
stattfindet. Gastgeber bei der Veranstaltung war
KAICIID-Generalsekretär Faisal Bin Muaammar.

In seinem Vortrag betonte Bundespräsident Fischer, dass
Österreichs langjähriges Engagement, den Dialog zwischen Religionen
und Kulturen zu fördern, in letzter Zeit einen wertvollen Vorteil
dargestellt hat, und dass diese Art von Dialog heute wichtiger denn
je ist.

Der Krieg in Syrien hat die schlimmste Flüchtlingskrise seit dem
Zweiten Weltkrieg noch verschlimmert, und Österreich hat eine der
höchsten Zahlen an Flüchtlingen pro Kopf in Europa erhalten. Da die
Flüchtlingskrise es erforderlich macht, dass Länder eine große Zahl
von Menschen aus anderen Religionen schnell und effektiv in ihre
eigenen Gesellschaften integrieren, wird die praktische Bedeutung des
interreligiösen Dialogs klar.

„Die Integration von Flüchtlingen in Österreich in den kommenden
Jahren wird zunehmend Teil des Dialogs zwischen Religionen sein
müssen. Die Inklusion von gefährdeten Menschen ist eine ernst zu
nehmende, gesellschaftliche Verantwortung, die mit Blick auf die
Sicherung des sozialen Zusammenhalts und des sozialen Friedens in
Österreich sorgfältig und sachkundig wahrgenommen werden muss. Es ist
nicht zu leugnen, dass auch dies Probleme mit sich bringen wird“, so
der Bundespräsident.

„Ich halte den Dialog, das Offensein für Gespräche und die
Fähigkeit, sich auf andere Sichtweisen respektvoll einzulassen (auch
wenn man diese nicht teilt), für eine Grundvoraussetzung für ein
friedliches Zusammenleben zwischen Menschen, Gemeinschaften, Kulturen
und Religionen“, sagte er.

Der Präsident verfolgte die Wurzeln von mehreren aktuellen
internationalen Konflikten auf die Manipulation von Nationalismus,
Ideologie und Macht zur Marginalisierung individueller Rechte oder
der Rechte der schwächeren Teile der Gesellschaft zurück. Um das
Misstrauen gegen oder die Unterdrückung von Menschen anderer
Religionen und Kulturen oder Nationalitäten zu überbrücken, seien
–Stimmen der Vernunft, Signale der Moderation und
Gesprächsbereitschaft nötig–, sagte er.

KAICIID diene diesen Zielen, betonte er. „Als Plattform für
interreligiösen Dialog, als Brückenbauer für interreligiösen und
interkulturellen Dialog, bemüht sich die Organisation, ein
kosmopolitischer, offener, internationaler Gesprächspartner zu sein.
Ihre Arbeit und ihr Mandat, wie in der Gründungsvereinbarung
ausgewiesen, stärken die Kooperation und den gegenseitigen Respekt
auf internationaler Ebene und fördern einen toleranten
Meinungsaustausch zwischen Religionsgemeinschaften.“

„KAICIID ist die einzige internationale Organisation, die mit
führenden Vertretern der fünf großen Weltreligionen auf gleicher
Augenhöhe zusammenarbeitet. Das Zentrum hat das Potenzial, durch
seine Arbeit ein besseres Verständnis zwischen den Religionen zu
schaffen und damit einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung und
Förderung der Menschenrechte zu leisten“, sagte er.

In seiner Begrüßung beschrieb KAICIID-Generalsekretär Faisal Bin
Muaammar, wie das International Dialogue Centre arbeitet, um die
Integration von Flüchtlingen in Österreich zu unterstützen.

„Wenn Flüchtlinge in eine friedliche Heimat zurückkehren oder sich
in neuen Umständen integrieren sollen, dann müssen wir einen Weg
finden, den Menschen zu helfen, Unterschiede zu akzeptieren und nicht
zu fürchten. Der Dialog hilft uns dabei. Im Dialog erkennen wir, dass
wir alle gleich sind und Grundwerte teilen. Österreichische
Religionsgemeinschaften zeigen großes Engagement und Entschlossenheit
bei der Unterstützung der Integration von Flüchtlingen hier in
Österreich. Wir versuchen, unseren Teil dazu beizutragen, diese
Bemühungen zu unterstützen, indem wir Religionsgemeinschaften die
Mittel bieten, um mehr Flüchtlingen zu helfen“, sagte er.

Über KAICIID

Das International Dialogue Centre (KAICIID) ist eine
zwischenstaatliche Organisation, die den Dialog fördert, um den
Frieden in Konfliktgebieten zu konsolidieren. Sie tut dies durch die
Verbesserung von Verständigung und Kooperation zwischen Menschen
unterschiedlicher Kulturen und Anhängern verschiedener Religionen.
Das Zentrum wurde von Österreich, Saudi-Arabien und Spanien
gegründet. Der Heilige Stuhl ist beobachtendes Gründungsmitglied. Das
Direktorium des Zentrums besteht aus prominenten Vertretern der fünf
großen Weltreligionen (Buddhismus, Christentum, Hinduismus, Islam und
Judentum). Das Direktorium konzipiert und überwacht die Programme des
Zentrums.

Pressekontakt:
Nayana Jayarajan
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nayana.jayarajan@kaiciid.org
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