Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Billiglöhnen im Osten

Der Vorwurf ist nicht neu, dass die Bundesagentur
für Arbeit mit ihren offiziellen Statistiken trickst. Ein-Euro-Jobber
gelten nicht mehr als arbeitslos, Teilnehmer eines
Bewerbungstrainings auch nicht. Mit der Realität hat das nichts zu
tun. Was nicht passt, wird passend gemacht. Die Einkommens-Statistik
der Arbeitsverwaltung ist ein weiteres Beispiel: Im Osten sind die
Löhne bekanntlich geringer als Westen. Wie viele Niedriglöhner es
gibt, wird getrennt berechnet – einmal auf Grundlage der Ost-Löhne,
einmal auf Basis der West-Einkommen. Siehe da: Plötzlich gibt es in
Ost und West etwa gleich viele Billigjobber, nämlich 21 und 20
Prozent. Anders sieht es aus, wenn die Gehälter aus ganz Deutschland
der Maßstab sind. Dann wird fast jeder zweite Arbeitnehmer im Osten
schlecht bezahlt. Diese Darstellung beschreibt die Wirklichkeit
besser – passt aber politisch nicht ins Bild. Gern wird dann von
niedrigeren Lebenskosten im Osten geredet. Noch so eine Mär, wie
jeder weiß, der schon in Rostock oder Leipzig auf Wohnungssuche war.

Pressekontakt:
Ostsee-Zeitung
Jan-Peter Schröder
Telefon: +49 (0381) 365-439
jan-peter.schroeder@ostsee-zeitung.de