Ostsee-Zeitung: Kommentar zu Nordkorea

Gestern hielt die Welt den Atem an: Nordkorea
belegte eine südkoreanische Insel mit Artilleriefeuer. Das war mehr
als eines der üblichen Geplänkel, die sich beide Staaten seit Ende
des Koreakrieges vor 57 Jahren liefern. Der Beschuss des Eilandes
Yonpyong, auf dem neben Hunderten Soldaten auch 1600 Zivilisten
leben, demonstriert, dass der Garnisons-Staat Nordkorea unberechenbar
und aus der Zeit gefallen ist. Die innerkoreanische Grenze bleibt
neben der indisch-pakistanischen die gefährlichste der Welt. Zugleich
zeigt der Überfall, wie nervös das Regime ist. Denn das erneute
dynastische Experiment in der kommunistischen Diktatur, nach dem Kim
Jong Il seine Macht an Sohn Kim Jong Un abgeben will, ist nicht
unumstritten. Just in seinem Onkel Jang Song Thaek – einem führenden
Militärpolitiker – hat der 28-jährige Filius einen mächtigen
Gegenspieler. Der Beschuss der Insel mag daher zwar Südkoreaner
getroffen, aber den Inthronisierungs-Plänen des kranken Kim Jong Il
gegolten haben. Denn auch ein Diktator muss wissen, das in Nordkorea
keiner mächtiger ist als das Militär. Politisch bleibt das Land ein
Minenfeld.

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