Ostsee-Zeitung: Kommentar zur organisierten Kriminalität in Deutschland

Der gestrige Lagebericht des Bundesinnenministers
und des Präsidenten des Bundeskriminalamtes hat zweierlei deutlich
gemacht: Erstens ist die Professionalität der Kriminellen
beängstigend angestiegen. Zweitens machen die Fahnder, trotz aller
Erfolge bei der Bekämpfung der Banden, kein Hehl daraus, dass sie
noch weit besseres, moderneres „Werkzeug“ benötigen, um dieser
Bedrohung der Wirtschaft, des Staates, jedes einzelnen Bürgers
wirksam entgegen treten zu können. Man hat mitunter den Eindruck,
während die Mafia-, Rocker- und anderen Banden längst mit Highspeed
auf der Datenautobahn unterwegs sind, fahren ihnen die Ermittler mit
Schrittgeschwindigkeit hinterher. Weil die Vorratsdatenspeicherung in
Deutschland immer noch tabu ist, müssen die Ermittler mit allerhand
Hilfskonstruktionen vorliebnehmen. Dabei haben die organisierten
Kriminellen längst digital aufgerüstet, nutzen etwa
Verschlüsselungstechniken, die die Ermittler alt aussehen lassen.
Auch um an die illegalen Finanzströme, sozusagen den Blutkreislauf
dieser Kriminalität, heranzukommen, fehlen oft die technischen und
rechtlichen Mittel. Hinzu kommt der sträfliche Personalabbau bei den
Polizeien der Länder, allein 10 000 Stellen in den vergangenen zehn
Jahren, der den Kampf gegen steigende Kriminalität konterkariert. Es
braucht nicht nur mehr Polizei auf den Straßen, sondern auch mehr gut
ausgebildete IT-Spezialisten in den Dienststellen.

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