(…) In vielen Betrieben gehören
Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit und Selbstausbeutung zum Jobprofil. Wer
sich aber 24 Stunden in Bereitschaft fühlt, im Büro zwischen mehreren
Aufgaben gleichzeitig jongliert und dafür nicht mal Anerkennung
bekommt, ist ohne Zweifel ein Kandidat für Burnout.
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt mag recht haben: Natürlich wird
diese Diagnose heutzutage häufiger gestellt als vielleicht noch vor
20 Jahren. Tatsächlich hat jedoch der Druck in der digitalen Welt
zugenommen. Die Frage ist, wie Unternehmen und Angestellte damit
umgehen. Dazu gehört ein radikales Umdenken in puncto Scheu und
Scham: Solange psychische Erkrankungen als persönliches Versagen
gelten, ist keine Besserung in Sicht. Der Leidensdruck der
Betroffenen steigt immer mehr und gesamtwirtschaftlich betrachtet
auch der finanzielle Schaden. Schon jetzt verlieren Unternehmen viele
Milliarden Euro, weil ihre Mitarbeiter keine professionelle Hilfe
bekommen – oder sich nicht trauen, diese in Anspruch zu nehmen. Dass
sich die Arbeitgeber mit den Gewerkschaften nicht auf eine gemeinsame
Anti-Stress-Verordnung einigen können, ist ein schlechtes Zeichen. Es
fehlt offenbar schlicht der Wille zu reagieren: Beim körperlichen
Arbeitsschutz ist Deutschland schließlich auch top. Der seelische
Schutz ist mindestens genauso wichtig.
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