Ostthüringer Zeitung: Dirk Hautkapp kommentiert: Ferguson – die Gewaltspirale dreht sich weiter

Ferguson war nach den Rassenunruhen im Gefolge der
Erschießung eines jungen Schwarze durch die Polizei gerade dabei
Konsequenzen zu ziehen – aus nachgewiesenem Fehlverhalten von
Ordnungshütern und Justiz. Die Behörden in der Kleinstadt bei St.
Louis hatten die schwarze Bevölkerung über Jahre absichtsvoll wie
Bürger dritter Klasse behandelt, regelrecht ausgeplündert und damit
Recht und Verfassung gebeugt.

Die zentrale Frage, wie sich dieser Hardcore-Rassismus in der DNA
einer mehrheitlich schwarzen Stadtgesellschaft etablieren und
geräuschlos halten konnte und ob es mit dem Austausch von ein paar
führenden Köpfen getan sein kann, wird nach letzter Nacht aber wieder
in den Hintergrund treten. Schüsse auf Polizisten ersticken in den
USA jede Diskussion über den Missbrauch von Macht. Sie bestätigen
Vorurteile in der weißen Bevölkerung über die Schwarzen – auch wenn
die Täter im aktuellen Fall noch nicht ermittelt sind.

Die Folge wird eine gefährliche Bunker-Mentalität sein: Wir gegen
die! Mit der Furcht im Hinterkopf, Freiwild zu sein, schießen
Polizisten (noch) schneller. Bundes- und Landesbehörden sollten
Ferguson unter ihre Fittiche nehmen. Aus eigener Kraft wird die Stadt
das Misstrauen und den gegenseitigen Hass kaum unter Kontrolle
kriegen.

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