Wer kein eigenes Wachstum hat, kauft sich welches –
wenn er über die richtige Kriegskasse verfügt. Auf diese
Textmitteilungslänge kann man das Geschäft zwischen Facebook und der
global akzeptierten SMS-Alternative WhatsApp bringen.
Facebook, just zehn Jahre alt geworden, hat zwar 2013 wider alle
Spötteleien ein wirtschaftliches fettes Jahr erlebt. Aber in der
Nische der Kommunikationsmittel, die 12- bis 24-Jährige vorzugsweise
benutzen, ließ der auf 1,2 Milliarden Kunden taxierte Konzern zuletzt
Federn. Mit WhatsApp kauft sich Facebook nun eine Verjüngungskur. 450
Millionen Kunden sind bei steigenden Smartphone-Verkaufszahlen in den
nächsten zehn Jahren erst der Anfang.
Zuckerberg – mit dem Foto-Dienst Instagram fing es an – baut um
sein Netzwerk herum eine Familie von Handy-Applikationen. Wie viel
Eigenständigkeit der sich bisher konsequent als Anti-Facebook
inszenierende WhatsApp-Gründer Jan Koum künftig hat, bleibt
abzuwarten. Zuckerberg wäre nicht Zuckerberg, wenn er die Juwelen von
WhatsApp, die Adressbücher , nicht zu Werbegeld machen würde.
Im Kern hat Facebook mit dem Deal nichts neues gemacht.
Innovation, Nachahmen und Aufkaufen, das ist der Dreiklang der
Branche schlechthin. Was schwindelig macht, weil der realen
Wirtschaftswelt um Lichtjahre entschwunden, ist der Preis. Aber auch
hier ist Zuckerbergs Vorgehen isoliert betrachtet richtig. Google und
Apple verfügen über Bargeldbestände zwischen 50 und 100 Milliarden
Dollar. Wer jetzt nicht bei WhatsApp zuschlägt, zahlt womöglich in
zwei Jahren den doppelten Preis. Irre, aber wahr.
Für kreative Tüftler in Silicon Valley und andernorts ist das
Mega-Geschäft keine schlechte Nachricht. Für den Endverbraucher ist
die Sache eine andere. Facebook, Google, Apple und demnächst
vielleicht ein zwei asiatische Teilnehmer – im Internet setzen sich
monopolartige Strukturen durch. Datenschutzfragen könnten sich
demnächst in einer Dimension stellen, vor der das Treiben des
US-Geheimdienstes NSA verblasst. Den Daumen hoch muss man dazu nicht
machen.
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